Rudolf Höfer / Martin Feiner, Die Siegel der Erzbischöfe und Bischöfe in der Salzburger Metropole, Wien – Köln 2022, Böhlau, 821 S., Abb., ISBN 978-3-205-21323-9, EUR 160. – Mit dem voluminösen Band wird ein Katalog der Siegel der Erzbischöfe von Salzburg, ihrer Suffragane in Gurk-Klagenfurt, Chiemsee, Graz-Seckau, Maribor/Marburg-Lavant, Leoben, Innsbruck, Feldkirch und ihrer Weihbischöfe von den Anfängen bischöflicher Siegelführung im 10. Jh. bis heute geboten. Der Katalog nimmt einen Großteil des Bandes ein (S. 29–769). Ihm ist eine Einleitung vorgeschaltet, die von der Genese des Werks auf der Grundlage zweier vom Austrian Science Fund (FWF) 2010–2013 und 2014–2017 geförderter Projekte an der Univ. Graz unter der Ägide des Kirchenhistorikers H. berichtet und auf den Aufbau der Katalogeinheiten und wichtige Begrifflichkeiten hinweist. Zudem verweist sie auf die aus dem Projekt heraus entstandene, 2018 online geschaltete und weiterhin bestehende Homepage (https://gams.uni-graz.at/context:epis), deren Datenbank zugleich die Basis für die Printpublikation darstellt; auf den Datenbankeintrag wird bei jeder Katalognummer verwiesen. Der Anhang bietet neben dem Quellen- und Literaturverzeichnis Bischofslisten der einzelnen Bistümer, ein Register der Bischöfe sowie ein Glossar mit kurzen Erläuterungen wichtiger Begriffe. Sich den Siegeln eines gesamten Metropolitanverbandes vom MA bis heute zu widmen, war ein sehr mutiges Unterfangen, verbunden mit einer umfangreichen Recherchearbeit, da große Teile des hier vorgestellten Bestands von 753 Siegeln bislang nicht oder nur unzulänglich erschlossen waren. Diese werden nun jeweils mit einer fotografischen, meist farbigen Abbildung von in der Regel ordentlicher Qualität und einer ergänzenden Zeichnung im Bild präsentiert. Allerdings sorgt die vermutlich pragmatisch begründete Entscheidung für ein recht kleines Format dafür, dass in vielen Fällen weder auf dem Foto noch auf der Abbildung alle Details gut zu erkennen sind (z.B. S. 186, Siegel des Fürsterzbischofs Leopold Anton Eleutherius). Immerhin kann man in diesen Fällen auf die Datenbank zurückgreifen, die eine Vergrößerung der Siegelabbildungen erlaubt. Der Katalog bietet neben dem Herkunftsnachweis jeweils Angaben zur Materialität des veröffentlichten Siegelabdrucks (Größe, Material, Art der Befestigung, Zustand), eine Beschreibung des Siegelbildes und, wenn vorhanden, eine Beschreibung des Wappens bzw. der Wappen. Die Siegelumschrift wird einer Schriftart zugewiesen, transliteriert und in einer deutschen Übersetzung geboten, dies gilt auch für gelegentlich vorhandene Aufschriften. Zudem werden die Siegel einer in der Einleitung knapp vorgestellten Typologie zugewiesen, die sie einerseits grob einer Funktion (Hauptsiegel, Kleines Siegel – der Begriff ist nicht ganz günstig, die etablierte Bezeichnung Nebensiegel wäre neutraler gewesen –, Sekretsiegel, Signet, Rücksiegel) zuweist sowie andererseits nach dem Siegelbild (Bildnissiegel, Thronsiegel, Wappensiegel usw.) gegliedert ist. Ein Vergleich ausgewählter Einträge von Printpublikation und Datenbank zeigte, dass diese übereinstimmen; die Datenbank enthält zusätzlich noch Angaben zu den Begrenzungslinien zwischen Siegelbild und -umschrift bzw. Umschrift und Siegelrand. Der Mehrwert der Printpublikation besteht in der handlichen Verfügbarkeit des gesammelten Materials und letztlich auch in der von technischen Gegebenheiten unabhängigen Verfügbarkeit. Gewünscht hätte man sich noch Hinweise auf nicht mehr erhaltene oder nachweisbare Siegel, wie überhaupt jegliche Auswertung und Kontextualisierung des Bestands in diesem Band unterbleibt. Gerade bei den frühen Siegeln wird das spürbar, weil doch eher kursorisch auf Echtheitsproblematiken oder Zusammenhänge mit Reliquiensiegeln eingegangen wird (so fehlt z.B. das sogenannte Reliquiensiegel Adalberts III. von Salzburg). Auch auf Überlegungen zu möglichen Gebrauchszeiträumen wurde verzichtet. Nur wenig später erschienen ist die Diss. des Projektmitarbeiters F., Siegel der Salzburger Erzbischöfe als Bedeutungsträger. Eine kulturhistorische Analyse (2023), auf die allerdings weder in der Einleitung noch im Literaturverzeichnis als im Druck befindlich hingewiesen wird, was einigermaßen verwundert, denn von dieser Studie erwartet man eine Auswertung des vorgelegten Materials zumindest für die Metropolitane selbst. Auch wenn die Forschung sicher Korrekturen an einzelnen Wertungen des vorgelegten Katalogs vornehmen wird, kann man nur dankbar sein, dass hier epochenübergreifend ein Quellenmaterial aufbereitet wird, das nun für diplomatische, rechtsgeschichtliche, kunst- und kulturhistorische Forschungen zur Verfügung steht.
Andrea Stieldorf