Amedeo De Vincentiis, L’Ytalia di Dante e dei fiorentini scellerati. Un caso di comunicazione politica nel Trecento (La storia. Temi 89) Roma 2021, Viella, 315 S., Abb., ISBN 978-88-3313-493-2, EUR 28. – Der Band stellt einen jener glücklichen Fälle dar, in denen die Analyse von Dantes Werk in den Mittelpunkt einer historischen Rekonstruktion gestellt wird, die, indem sie die Besonderheiten eines Forschungsthemas klärt und zugleich über den Fall Dante hinausgeht, unser Verständnis des Textes und seines spezifischen kulturellen Kontexts bereichert und Informationen vermittelt, die für die Untersuchung ähnlicher Fälle allgemein gültig sind. Das tiefe Eintauchen in den kulturellen Kontext, in dem Dante die Epistel an die in der Stadt ansässigen (also nicht exilierten) Florentiner, die intrinseci, verfasste, zusammen mit einer parallel zur Reflexion über den Textinhalt durchgeführten genaueren Identifizierung der politischen Identität der Adressaten, ermöglicht es D. V., zu beurteilen, wie die Tendenzen und Botschaften der Epistel auf den kulturellen Hintergrund trafen, den der Autor bei seinen ersten Lesern, den savi intenditori, voraussetzte. Auf diese Weise wird die Rekonstruktion universeller kommunikativer Codes neben die der lokalen historischen Erinnerungen gestellt, um zu zeigen, wie das eine und das andere Dantes Schreiben durchdringt und seine Absichten und Funktionen offenbart. Die Hervorhebung der engen Beziehungen zwischen dem politischen Raum, auf den Dante in der Epistel Bezug nimmt, und der politischen Situation, die damit verbunden ist, ermöglicht es, die unterschiedlichen Perspektiven des Absenders und der Adressaten als Anhänger zweier rivalisierender Monarchien zu bewerten, die um die Vorherrschaft über denselben Raum konkurrieren. Die wissenschaftlich fundierte und dabei anschauliche historische Darstellung des Vf. rekonstruiert die Bedingungen und die verschiedenen politischen Identitäten auf der Halbinsel zu Beginn des 14. Jh., zeichnet Kontexte und Rezeptionsweisen des Briefs nach und untersucht den kulturellen Hintergrund der wichtigsten von Dante vorgebrachten Argumente. Dantes Polemik gegen die nova regna, deren Hauptbefürworter die fiorentini scellerati waren, knüpft nämlich an die in der Stadt vorherrschende Kultur an, die auf dem Denken von zwei der wichtigsten florentinischen Lehrmeister beruhte: Brunetto Latini und Remigio dei Girolami. Dante kritisierte, wie D. V. zeigt, eine Betrachtung lediglich der Geschichte der guelfischen Herrschaft, die eine Verbindung zwischen Heinrich VII. und Friedrich II. herstellte, als zu kurz gegriffen und schlug stattdessen vor, die Rekonstruktion der Zeiten und Räume des Reichs zu erweitern, indem er an Barbarossas Handeln erinnerte und so die historischen Wurzeln und die aktuellen politischen Bewertungen der Florentiner intrinseci in Frage stellte.
Emanuele Ciarrocchi
(Rezensiert von: Emanuele Ciarrocchi)