Konrad Vössing, Das Vandalenreich unter Hilderich und Gelimer (523–534 n. Chr.). Neubeginn und Untergang (Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste, Vorträge G 456) Paderborn 2019, Ferdinand Schöningh, 126 S., Karte, ISBN 978-3-506-79294-5, EUR 19,90. – V. ist als Vf. einer Vandalengeschichte (vgl. DA 70, 775f.) und Übersetzer der Kampfschrift des Victor von Vita facheinschlägig bekannt. Nun hat er den letzten beiden Vandalenherrschern Hilderich (reg. 523–530) und Gelimer (reg. 530–533) sowie dem oströmischen Angriff von 533 unter Justinian ein kurzes und prägnantes Büchlein gewidmet. Als Anhang findet sich – vom Vf. eigenhändig übersetzt – ein Quellencorpus mit Auszügen aus Victor von Tunnuna, Cassiodor, Prokop, Malalas und der Gotengeschichte des Jordanes. Eine Zeittafel, ein Stemma der hasdingischen Dynastie wie eine ausführliche Bibliographie und ein ebensolcher Anmerkungsapparat werden ebenso geboten. Der Text ist die erweiterte Publikation eines Vortrags an der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste aus dem Jahr 2013, weswegen die jüngste Forschung zum vandalischen Nordafrika nur teilweise rezipiert werden konnte. Nach Thrasamunds Tod übernahm im Jahr 523 Hunerichs Sohn Hilderich die Regierung. Dieser Vandalenherrscher war aber nicht nur ein Enkel Geiserichs, sondern auch einer des Kaisers Valentinian III. aus der theodosianischen Dynastie. Hilderich agierte nach der Thronbesteigung gleich als Vertreter einer gemäßigteren und stärker römisch orientierten Partei innerhalb der vandalischen Elite. Viel radikaler als sein Vater vier Jahrzehnte zuvor nahm er eine Politik des Ausgleichs mit der katholischen Kirche und dem Kaiser in Konstantinopel wieder auf, erkannte die katholische Kirche an und wollte – ganz ähnlich wie die Westgoten 589 – eine geeinte Kirche in Afrika ermöglichen. Das ging nicht lange gut. Militärische Misserfolge gegen aufständische Maurenverbände im Aurèsgebirge reichten, um einen Putsch gegen den neuen König in Gang zu setzen. 530 setzten führende Vandalen unter Gelimer – wahrscheinlich unterstützt vom arianischen Klerus – Hilderich und einige seiner nahen Verwandten und Anhänger gefangen und ließen sie schließlich ermorden. Gelimer vertrat nun eine radikale Konfrontationspolitik und scheiterte, denn die Militärmaschine Justinians überrollte Afrika, das Vandalenreich ging unter, die im 5. Jh. so erfolgreichen Barbaren verschwanden aus der Geschichte. V. interpretiert die Vandalenzeit in Afrika als Fremdherrschaft einer nie gänzlich integrierten Elite. Unversöhnliche Unterschiede zwischen Germanen und Romanen seien der Grund für das Scheitern von Geiserichs Experiment gewesen. Übersehen werden dabei die ökonomisch durchaus erfolgreiche Organisation des Vandalenreichs, die langen Nachwirkungen in einem für barbarische Militärs eingerichteten Afrika, die jahrzehntelangen Grenzkriege gegen Maurenverbände und die Aufstände in den Provinzen nach 533, bei denen es oftmals um die Forderung byzantinischer Truppen nach den ehemaligen Privilegien der vandalischen Soldaten ging.
Roland Steinacher
(Rezensiert von: Roland Steinacher)