Konradin (1252–1268). Eine Reise durch Geschichte, Recht und Mythos. Kolloquium zum 750. Jahrestag der Enthauptung Konradins (Neapel, Università degli studi di Napoli Federico II, 29. Oktober 2018) / Corradino di Svevia (1252–1268). Un percorso nella storia, nel diritto e nel mito. Convegno in occasione del 750o anniversario della decapitazione di Corradino di Svevia (Napoli, Università degli studi di Napoli Federico II, 29 ottobre 2018), hg. von / a cura di Giovanni Vitolo / Vera Isabell Schwarz-Ricci, Heidelberg 2022, Heidelberg Univ. Publishing, 324 S., 8 Abb., ISBN 978-3-96822-150-2, EUR 54,90. – DOI: https://doi.org/10.17885/heiup.1037. – Auf Anregung Bernhards Prinz von Baden organisierte die Univ. degli studi di Napoli Federico II gemeinsam mit der Società Napoletana di Storia Patria und dem Istituto Italiano per gli Studi Storici am 29. Oktober 2018 zum 750. Jahrestag der Hinrichtung Konradins und seiner Weggefährten auf dem Campo del Mercato in Neapel ein wissenschaftliches Kolloquium, das sich der Person des letzten Staufers und seinem traurigen Schicksal widmen sollte. Von den damals gehaltenen fünf Vorträgen sind nun drei publiziert worden; an die Stelle eines wegen Krankheit für den Druck ausgefallenen Referats veröffentlichte zudem Cristina Andenna einen Aufsatz, und von Hansmartin Schwarzmaier, der während der Vorbereitung der Drucklegung bedauerlicher Weise verstorben ist, wurde kurzerhand eine 2018 in der Zs. für Württembergische LG publizierte Studie nochmals abgedruckt, in der er sich zur Vorbereitung auf die Konferenz in Neapel Konradins Testament gewidmet hat (vgl. DA 75, 211). Schon vorweg kann man sagen, es hat dem Band keinesfalls geschadet, dass A., die sich bislang nicht unbedingt als ausgesprochene Konradin-Expertin hervorgetan hat, dem sonst bloß von älteren bekannten Vertretern des Fachs bestrittenen Band auf ihre Weise einen frischen Wind eingehaucht hat! Der Band ist durchgehend zweisprachig; auf S. 1–154 findet man die deutsche Version und S. 155–300 die italienische. Nach der Einleitung von Giovanni Vitolo (S. 1–5), die die wesentlichen Inhalte der einzelnen Beiträge zusammenfasst, einem Geleitwort zur Tagung (S. 7f.) sowie einer Erinnerung des eigentlichen Konferenzinitiators Bernhard Prinz von Baden an den 29. Oktober 2018 (S. 9–11) ist als wissenschaftlicher Einstieg in das Thema ein weit ausholender und dabei erfreulich verschiedene Blinkwinkel präsentierender Aufsatz von Giancarlo Andenna, Von Friedrich II. zu Konradin. Der Untergang der Staufer (S. 13–31), abgedruckt. A.s Ausführungen und Belege zeugen von profunder Kenntnis der Materie, der Verweis sogar auf eine Münchener Proseminararbeit (S. 30 Anm. 67) überrascht. – Giovanni Vitolo, Zwischen Ereignis und Mahnung. Die Verurteilung/Hinrichtung Konradins (S. 33–68), präsentiert die spannende These, dass es sich dabei formal nicht um zwei Vorgänge gehandelt habe, sondern eigentlich nur um einen, in den der unruhige Adel und die Städte der Region einbezogen gewesen seien. – Cristina Andenna, Dynastische Ansprüche und antistaufische Publizistik am Beispiel Konradins (S. 69–118), der seitenstärkste Aufsatz des Bandes, bietet eine tiefschürfende Quellenanalyse der zeitgenössischen propagandistischen Debatte um die Eignung und Legitimität Konradins für die beiden Kronen Deutschlands und Siziliens. – Genauso gründlich steigt danach Hansmartin Schwarzmaier (S. 119–145) in die Quellenarbeit ein, wenn er die Echtheit der schriftlich überlieferten Zusätze Konradins und seines Freundes Friedrich von Baden-Österreich zu ihren Testamenten eingehend diskutiert. – Arnold Esch, Der Mythos Konradins in Italien und in Deutschland (S. 147–154), konzentriert sich erst auf die stark von Gregorovius geprägte deutsche Sicht und berichtet zur italienischen Mythisierung dann aus eigener Anschauung aus dem staufischen Jubiläumsjahr 1994 und aus dem italienischen „Bergnest“ Saracinesco. Ein übersichtliches und in sich stimmiges Personen- und Ortsregister ist am Ende des visuell wie haptisch ansprechend gestalteten Bandes abgedruckt (S. 301–308; S. 309–316 italienisch). Von ganz vereinzelten Druckfehlern (z.B. Ägyptern statt Ägypten, S. 25) abgesehen, ist an der sichtlich sauberen Textredaktion eigentlich nichts zu kritisieren. Der Band ruft in jedem Fall die anscheinend allseits verblassende Erinnerung an den letzten Staufer wirksam wieder wach und motiviert unbedingt dazu, sich weiter näher mit dieser tragischen Gestalt zu befassen – ganz so, wie es sich der verdiente Hg. V. erhofft (S. 4).
Oliver Auge
(Rezensiert von: Oliver Auge)