Matt King, Dynasties Intertwined. The Zirids of Ifriqiya and the Normans of Sicily (Medieval Societies, Religions, and Cultures) Ithaca, NY 2022, Cornell Univ. Press, XIII u. 235 S., ISBN 978-1-5017-6346-5, USD 54,95. – Die Dynastie der Ziriden etablierte sich im späten 10. Jh. in Ifriqiya (mehr oder weniger das heutige Tunesien), zunächst als Statthalter der Fatimiden, nachdem diese 969 Ägypten erobert hatten. Ihre Hauptstadt und wichtigste Operationsbasis war Mahdia, eine neue Stadt an der Küste, gegründet von den Fatimiden ca. 920. Aber bereits um die Mitte des 11. Jh. stand ihre Kontrolle über Tunesien vor dem Zusammenbruch, und die Instabilität im Inneren schadete der tunesischen Wirtschaft – freilich, wie K. in diesem Buch andeutet, nicht so stark, wie einst angenommen. Die Ziriden suchten jedoch einen Ausgleich, indem sie versuchten, ihre Macht in Sizilien zu etablieren, das ebenfalls von internen Problemen und daneben von externen Angriffen durch die süditalienischen Normannen betroffen war. Dies gelang ihnen jedoch nicht; die Normannen eroberten die Insel, und im 12. Jh. war Ifriqiya zunehmend auf den Import von sizilianischem Weizen angewiesen. Schließlich eroberten sizilianische Marineexpeditionen 1146–1148 Mahdia und die meisten anderen Küstenstädte der Region, auch wenn dieses neue Kolonialkönigreich kaum mehr als ein Jahrzehnt bestand und dem Zusammenwirken einer Revolte der muslimischen Einwohner im Inneren und äußerer Angriffe durch die Almohaden aus Marokko zum Opfer fiel. Die Grundzüge dieser Geschichte sind seit langem bekannt, aber K. führt die komplexen Handlungsstränge zusammen, bewertet sie neu und postuliert, dass die Beziehungen zwischen Ziriden und Normannen enger waren, als frühere Historiker vermutet haben, und gewissermaßen symbiotisch. Der wertvollste Teil des Buchs ist wahrscheinlich die Untersuchung der wechselnden Position der Ziriden innerhalb des nordafrikanischen Gemeinwesens, aber K. nutzt die Erkenntnisse aus seinem arabischen Material auch gründlich und sorgfältig, um die Kontakte und Konflikte mit Sizilien erneut zu untersuchen. Er tut sein Bestes, um die Wirtschaftsbeziehungen in all ihren Nuancen aufzudecken, obwohl die Quellen hier fragmentarisch sind, und zieht auch moderne naturwissenschaftliche Erkenntnisse über Klimaschwankungen heran. Dennoch sind seine Darlegungen über die sizilianische Seite der Beziehung weniger zufriedenstellend. Seine Ausführungen zur allgemeinen Geschichte des normannischen Italien sind zum Teil vereinfachend und sogar irreführend; außerdem gibt es Ungenauigkeiten. So begannen nicht die Normannen in Süditalien mit der Prägung von Goldmünzen (S. 37); das geschah um 960 in Amalfi. Die Annales Cavenses berichten nicht nur, dass um das Jahr 1117 ein muslimischer (wahrscheinlich ziridischer) Überfall auf Salerno stattfand, sondern auch, dass dieser mit viel Blutvergießen abgewehrt wurde, was wahrscheinlich erklärt, warum diese Politik nicht weiterverfolgt wurde (S. 82). Höchst unwahrscheinlich ist, dass Maio von Bari an der Verwaltung der eroberten Städte in Nordafrika beteiligt war (S. 151), da er praktisch der Leiter der sizilischen königlichen Kanzlei war. Am fragwürdigsten ist jedoch alles, was aus der durchgehenden Verwendung des Begriffs „Normannen“ zur Beschreibung der Herrscher Siziliens und ihrer Anhänger bis zum späten 12. Jh. folgt. Heute gehen die Historiker davon aus, dass jeglicher Sinn für eine spezifisch „normannische“ Identität in Süditalien im frühen 12. Jh. rasch schwächer wurde und nach etwa 1130 praktisch verschwunden war. Die Zeitgenossen sprachen von Sizilianern und nicht von Normannen, um Herrscher und Bewohner des neuen Königreichs zu beschreiben. Doch trotz einiger Mängel ist K.s Werk ein nützliches Buch, das eine Menge bisher verstreutes Material zusammenfasst und als ein zuverlässiger Führer zu den arabischen Zeugnissen und durch die komplexe Geschichte von Ifriqiya vom 10. bis zum 12. Jh. verwendet werden kann.
Graham A. Loud