Amélie Rigollet, Mobilités du lignage anglo-normand de Briouze (mi-XIe siècle–1326) (Histoires de famille 22) Turnhout 2021, Brepols, 519 S., Abb., Diagramme, Karten, ISBN 978-2-503-59248-0, EUR 150. – Die Monographie ging aus der unter französisch-britischer Co-Betreuung abgefassten und 2017 vorgelegten Diss. der Vf. hervor. Das spiegelt sich trotz mehrjähriger Überarbeitung noch in der Struktur des Buchs wider, das in für Dissertationsschriften freilich nicht unüblicher Form die sowohl geographisch als auch chronologisch weitreichenden Aktivitäten der anglo-normannischen Adelsfamilie Briouze (benannt nach dem Stammsitz in der Normandie) in drei zeitlich gereihten Sektionen mit feingliedriger Unterteilung in Kapitel und Unterkapitel sehr ausführlich unter Heranziehung etlicher – mitunter unedierter – Quellen aufarbeitet. Das Resultat ist eine Studie, die einerseits durch Umfang und Quellennähe überzeugt, sich andererseits wiederholt im Detail verliert und dadurch eine systematische, auf Zusammenhänge abzielende Lektüre erschwert. Leser, die in erster Linie ausführliche biographische Untersuchungen zu einzelnen Mitgliedern der Familie und deren Taten suchen, kommen somit auf ihre Kosten. Ebenso werden über einzelne Kapitel und Sektionen hinweg Einblicke in die sozio-politischen und dynastischen Verflechtungen der vom mittleren 11. bis zum frühen 14. Jh. aktiven Briouze-Generationen entwickelt, die sich allerdings in der Zusammenschau nicht immer zu einem kohärenten Bild vereinen. Vor allem in der ersten, den Jahren 1066–1175 gewidmeten Sektion wird gelegentlich weiter ausgeholt, als es die eher dürftige Quellensituation erlaubt. Die vier Anhänge bieten ein mit gutem Fein- und Spürsinn erstelltes Repertoire an Hilfsmitteln (Tabellen, Listen, Regesten), die eine sichere Navigation durch die im Text besprochenen Quellencorpora erlauben und in positiver Form strukturgebend auf die Lektüre einwirken. Positiv hervorzuheben ist außerdem, dass R. die internationale Forschungsliteratur großflächig abdeckt und existierende Diskussionen produktiv in ihre Argumentation miteinbezieht bzw. in mancher Hinsicht durch neue Erkenntnisse und Nuancen erweitert. Obgleich der einleitend zum Leitmotiv gekürte Mobilitätsbegriff vielfach eine eher implizite bzw. untergeordnete Rolle einnimmt und in der Gesamtkonzeption des womöglich etwas lang geratenen Buchs letztlich ein wenig zu kurz kommt, handelt es sich dennoch um einen einsichtsreichen Beitrag zur ma. Adels- und Familienforschung, an dem auch einige Kulturhistoriker durchaus Gefallen finden könnten.
Benjamin Pohl
(Rezensiert von: Benjamin Pohl)