The Normans in the Mediterranean, ed. by Emily A. Winkler / Liam Fitzgerald with the assistance of Andrew Small (Medieval Identities: Socio-Cultural Spaces 9) Turnhout 2021, Brepols, 266 S., Abb., ISBN 978-2-503-59057-8, EUR 75. – Die Publikation wirft – ganz wie die Reihe, in der sie erschienen ist, es fordert – einen interdisziplinären und transkulturellen Blick auf die Auswirkungen des normannischen Eroberungsprozesses auf soziale, regionale und überregionale Interaktionen im Mittelmeerraum. Die normannische Eroberung Süditaliens und die Gründung des Königreichs Sizilien im Schisma von 1130 faszinierte nicht allein durch ihre multikulturelle Prägung die Forschung immer wieder und hat dementsprechend eine Flut an Publikationen und Ausstellungsprojekten hervorgerufen. Trotzdem gelingt es den Hg. des Bandes, der die normannische Eroberung als Prozess begreift und auch die Erinnerung an diesen Prozess aus ma. Perspektive untersucht, innovative Impulse zu setzen. In der Einleitung geben W. / F. (S. 11–40) einen klaren Einblick in die Konzeption und den Aufbau des Bandes und gehen gezielt auf ihre Definition von Eroberung als Prozess von Normannen und Nicht-Normannen ein, der „die politischen, anthropologischen und sogar ökologischen Strukturen der Mittelmeerwelt verändert hat“ (S. 16). Die insgesamt zehn englischsprachigen Beiträge unterteilen sich in drei Sektionen: Die erste Sektion „Motivations and Strategies“ spannt einen weiten Bogen über die militärischen Aktivitäten und Mythenbildungen um die normannische Identität bis hin zu strategischen Heiratsbeziehungen zu den lombardischen Eliten und abschließend zu den normannischen Einfällen auf der Iberischen Halbinsel. Der zweite Teil „The Implications of Conquest in Sicily and Southern Italy“ widmet sich den Auswirkungen der normannischen Eroberung auf die Sozialstruktur (Sandro Carocci, S. 123–137), der Zusammensetzung der Aristokratie (Graham A. Loud, S. 139–161), der Monumental- und Kirchenarchitektur Salernos (Maddalena Vaccaro, S. 163–185), der Umstrukturierung Palermos von einer islamischen zu einer normannischen Hauptstadt (Theresa Jäckh, S. 187–209) und der gleichermaßen von christlichen wie muslimischen Bevölkerungsgruppen genutzten Siedlung auf dem Monte Iato im Nordwesten Siziliens (Nicole Mölk, S. 211–225). Die abschließenden zwei Beiträge des dritten Teils „Perceptions and Memories“ befassen sich mit der unterschiedlichen Wahrnehmung des Konflikts zwischen Roger II. und den Ziridenherrschern in den lateinischen und arabischen Quellen (Matt King, S. 229–247, siehe auch unten) sowie mit der Bedeutung hagiographischer Texte für die Sicherung von Legitimität und politischer Macht für die normannischen Eroberer (Kalina Yamboliev, S. 249–266). Der interdisziplinäre, transkulturelle Blick auf den Prozess der normannischen Eroberung ist den Hg. gelungen, und die zahlreichen Forschungsdebatten um das immer noch faszinierende Thema der Normannen im Mittelmeerraum werden um einige neue Perspektiven und Impulse erweitert. Ein abschließendes Orts- und Namenregister wäre allerdings wünschenswert gewesen.
Julia Becker
(Rezensiert von: Julia Becker)