Maximilian I. und Italien, hg. von Elena Taddei / Brigitte Mazohl (Veröffentlichungen des Südtiroler Kulturinstitutes 12) Bozen 2021, Athesia Verlag, 191 S., Abb., ISBN 978-88-6839-582-7, EUR 30. – Der Band versammelt die Beiträge, die im Jubiläumsjahr 2019 (500. Todestag Maximilians) bei einer internationalen Tagung des Südtiroler Kulturinstituts, der Stiftung Bozner Schlösser und der Univ. Innsbruck auf Schloss Maretsch vorgetragen wurden. – Matthias Schnettger, Epigone oder Wegbereiter? Maximilian I. und Reichsitalien (S. 9–23), untersucht die im Titel gestellte Frage in viererlei Hinsicht (1. Reichsitalienpolitik und habsburgische Territorialpolitik; 2. Dynastische Politik; 3. Verhältnis der Reichsstände zu Italien; 4. Italienische Königs- und römische Kaiserwürde) und kommt zu einem ambivalenten Ergebnis, wobei er vor allem die Verbindung zwischen Reichspolitik und dynastisch-territorialer Italienpolitik Maximilians als zukunftsweisend für dessen Nachfolger sieht. – Gian Maria Varanini, Massimiliano I. e la crisi dello stato veneziano – di fronte a una Terraferma plurale (1509–1517) (S. 25–45), analysiert das Verhalten der Eliten in den wichtigsten Städten der venezianischen Terraferma (Padua, Vicenza, Verona) nach der verheerenden Niederlage von Agnadello und sieht das zögerliche Handeln Maximilians in den Monaten und Jahren danach als vergebene Chance an, den habsburgischen Einfluss hier zu festigen. – Markus Debertol, Der Kaiser, die Republik und die göttliche Ordnung der Dinge – Legitimationsstrategien für den Krieg gegen Venedig im Umfeld Maximilians (S. 47–57), erkennt vor allem zwei Argumentationslinien Maximilians und seines Umkreises, nämlich den Vorwurf „unchristlichen“ Handelns und den der unrechtmäßigen Herrschaft über die Terraferma durch eine nicht-adelige Clique von Emporkömmlingen mit unehrlichen Mitteln. – Alexander Koller, Herrscher auf Distanz: Das schwierige Verhältnis zwischen Kaiser Maximilian I. und den Päpsten (S. 59–69), gibt einen nach drei Gesichtspunkten (politischer, religiöser/kirchenpolitischer und konstitutioneller Aspekt) gegliederten Abriss der Beziehungen zwischen Maximilian und der Kurie und konstatiert eine durch Misstrauen beiderseits geförderte Entfremdung, die sich unter seinen Nachfolgern noch verstärken sollte. – Elena Taddei, Ora che vede che noi veniamo in Italia egli fa la gatta morta. Maximilian I. und die Unzuverlässigkeit der italienischen Fürsten am Beispiel der Este (S. 71–80), schildert ohne wesentliche neue Erkenntnisse das Taktieren Ercoles I. im Kampf Maximilians I. gegen Frankreich und die aus den betreffenden Gesandtschaftsberichten herauszulesenden Stereotypen in der Einschätzung des Habsburgers durch die Italiener. – Lukas Madersbacher, ich woll mit im gen Rom – Albrecht Dürers Werbung für den ungekrönten Kaiser (S. 81–94), interpretiert das heute in der Prager Nationalgalerie hängende Rosenkranzbild Dürers als eminent politisches Gemälde, in dem der Maler durch die bewusste Anspielung auf Giovanni Bellinis Votivbild des gekrönten Dogen Agostino Barbarigo, die Gestaltung der Krone Maximilians sowie den Austausch der Rosenkranz-Ikonographie durch eine Krönungsszenerie seinem persönlichen Plädoyer für die legitimen Ansprüche des Habsburgers auf die Kaiserkrone zu einem politisch höchst delikaten Zeitpunkt (1506) Ausdruck gab. – Wolfgang Lippmann, Ablehnung und Rezeption italienischer Kunst und Architektur: Kaiser Maximilians Kunstwillen zwischen Mittelalterrezeption und einer neuen „imperialen“ Kunstsprache (S. 95–123), versucht anhand verschiedener Quellen (Anweisungen Maximilians für die Errichtung von Gebäuden, historische Darstellungen von solchen, Architekturdarstellungen im Weißkunig usw.) dem „Architekturgeschmack“ des Kaisers auf die Spur zu kommen, verlässt sich dabei für schon längst in modernen MGH-Editionen vorliegende Quellen auf barocke Druckausgaben (vgl. S. 107 mit Anm. 48), scheint in einigen lateinischen Zitaten bzw. Junkturen (vgl. etwa S. 101: „sacra imperiali maiestas“, S. 115: „aestivali palatii“ u. ö.) die nicht immer exakte Latinität Maximilians nachahmen zu wollen und kommt bei seiner Fragestellung kaum über Spekulationen hinaus. – John Butcher, Riccardo Bartolinis Austrias als Lobgedicht für Kaiser Maximilian (S. 125–138), beschränkt sich auf eine Inhaltsangabe des bekannten Epos. – Ursula Stampfer, Ain geschribner ytalianischer pergameniner Titus Livius – Zeugnisse italienischer Buchkultur in der Büchersammlung Kaiser Maximilians I. (S. 139–152), stellt in der Literatur vorhandene Hinweise auf italienische Hss. und Drucke im Besitz Maximilians und Bianca Maria Sforzas sowie auf einschlägige Erwähnungen in Inventaren Maximilians und seines Umkreises zusammen und kommt zu dem Ergebnis, dass die humanistische Kultur Italiens zwar in der Büchersammlung des Kaisers vertreten war, ihn aber weit weniger beeindruckt haben dürfte als die ritterliche Kultur Burgunds, zumal auch kein aktives Bemühen Maximilians um die italienische Buchkunst nachzuweisen sei. – Sabine Weiss, Italia, que mea est. Kaiser Maximilians Italienpolitik (S. 153–187), gibt einen auf die Ereignisgeschichte konzentrierten, detaillierten Überblick zum Thema und sieht den nachhaltigsten Erfolg Maximilians in der spanischen Doppelhochzeit von 1496, welche die Grundlage für die langfristige Dominanz der Habsburger in Italien gelegt habe. – Insgesamt hinterlässt der Band einen eher ambivalenten Eindruck, da in einigen, wenn auch nicht in allen Beiträgen kaum neue Ergebnisse präsentiert werden, was auch daran liegt, dass sich manche Vf. davor noch nie eingehender mit Maximilian beschäftigt haben. Bedauerlicherweise unterzog man sich seitens der Hg. auch nicht der Mühe der Anfertigung eines Registers.
M. W.
(Rezensiert von: Martin Wagendorfer)