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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 79,2 (2023) *.

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Agostino Paravicini Bagliani, La papessa Giovanna. I testi della leggenda (1250–1500) (Millennio Medievale 120 – Testi 32) Firenze 2021, SISMEL – Edizioni del Galluzzo, XIV u. 694 S., Abb., ISBN 978-88-9290-130-8, EUR 140. – Der umfangreiche Band strebt eine möglichst vollständige Erfassung aller ma. Quellen zur Päpstin Johanna bzw. zur damit in Zusammenhang stehenden Legende von der Überprüfung der Männlichkeit des neu gewählten Papstes an. Insgesamt werden 118 Quellentexte zusammengestellt, wobei die letzten Nummern (neuzeitliche Interpolationen in ma. Quellen) über das MA hinausgreifen. Die einzelnen Quellenstellen werden zunächst im Originaltext, dann in italienischer Übersetzung geboten; anschließend gibt der Vf. die einschlägigen Editionen bzw. Drucke und darüber hinaus meist auch die Hs./Hss. an, auf welche sich dieselben stützen. Auf weiterführende bibliographische Angaben zur betreffenden Quellenstelle folgen Informationen zu Autor und Werk, dem die Passage jeweils entnommen ist, sowie zu verwendeten Vorlagen. Die umfangreiche Einleitung (S. 3–127) informiert nicht nur über Ziel und Aufbau der Quellensammlung, sondern gibt auch einen guten Überblick über die Entstehung und Verbreitung der Legende. Hervorzuheben ist, dass sich der Vf. nicht auf gedruckte Quellen beschränkt, sondern auch eine Reihe von ungedruckten Belegen für die Legende aufgenommen hat, von denen sich einige (vgl. Nr. 67–72) etwa auf einem Vorsatzblatt oder als Nachträge am Rand von Hss. befinden. Dass gerade bei den ungedruckten Stellen schwer Vollständigkeit zu erreichen ist, versteht sich von selbst (so wäre etwa noch jene Passage aus dem Senatorium des Martin von Leibitz nachzutragen, die in der aus der Barockzeit stammenden gedruckten Fassung des Texts nicht aufscheint, da sie in der als Textgrundlage verwendeten, heute in Melk liegenden Hs. fehlt, während sie sehr wohl im zweiten, vollständigen Textzeugen, Salzburg, St. Peter, Stiftsbibl., Cod. a. VI. 46, enthalten ist). Umso dankbarer wird man sein, dass sich der Vf. dieser Kärrnerarbeit unterzogen hat, so dass nunmehr alle derzeit bekannten relevanten Quellen zur Päpstin in einer verlässlichen Zusammenstellung vorliegen.

M. W.

(Rezensiert von: Martin Wagendorfer)