Erik Aerts, Single and Double-entry Bookkeeping in Public and Private Accounts of the Southern Low Countries (1300–1800), VSWG 110 (2023) S. 4–29, 1 Abb., untersucht die Methode des Buchführens in einem Vergleich zwischen öffentlichen und privaten Finanzen. A. geht von der These aus, dass der Einzug der Doppelten Buchführung in langen Rhythmen während des 16. Jh. in den Rechnungen der Handelshäuser den Sozialisations- und Rezeptionswegen im ökonomischen Wissenstransfer von Italien nach Westeuropa und gerade in die südlichen Niederlande folgte, und vermag diese Annahme auch zu erhärten. Ob man seiner Vorstellung folgen mag, dass die mangelnde Benutzung des Doppio in den öffentlichen Finanzen während des Ancien Régime einer „konservativen“ Pfadabhängigkeit zuzuschreiben sei, steht dahin. Denn er räumt selbst ein, dass selbstverständlich gerade in den Führungsetagen der großen Mittel- und Großstädte wie auch der Territorien der südlichen Niederlande das nötige ökonomische Wissen vorhanden war, um die öffentliche Rechnungsführung seit dem frühen 14. Jh. durch Innovationen zu entwickeln. Es lohnte sich, darüber nachzudenken, dass öffentliche Finanzen die Doppelte Buchführung mit dem Ziel der Ausweisung von Gewinn eigentlich nicht brauchen, damals so wenig wie übrigens auch heutzutage. Nur hat die Ökonomisierung des öffentlichen Dienstes diese alte Gewissheit in den letzten zwanzig Jahren beseitigt.
Gerhard Fouquet
(Rezensiert von: Gerhard Fouquet)