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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 79,2 (2023) *.

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Medialitäten von Heiligkeit, hg. von Martin Haltrich (Jb. des Stiftes Klosterneuburg N. F. 24, 2022) Wien / Köln 2023, Böhlau, 228 S., Abb., ISBN 978-3-205-21670-4, EUR 40. – Open access ISBN 978-3-205-21671-1, https://www.vr-elibrary.de/doi/pdf/10.7767/9783205216711. – Im ersten Teil des Zeitschriftenbandes sind unter der titelgebenden Überschrift mehrere Arbeiten versammelt, die sich weniger dem 1485 heiliggesprochenen Stiftsgründer Markgraf Leopold III. von Österreich widmen als Fragen und Objekten, die mit seinem Nachleben als Heiliger und seiner medialen Verwendung in Zusammenhang stehen. So untersucht Julia Anna Schön (S. 17–46) die Aussagen, die zur Vorbereitung der Kanonisation gesammelt wurden (Stiftsarchiv Klosterneuburg, Hs. 40/41), kategorisiert die Wunder und kartiert die Herkunft der Zeugen, meist aus der näheren Umgebung. Edith Kapeller (S. 47–66) vergleicht die den monumentalen Babenberger-Stammbaum begleitenden Tafeln mit den genealogischen Texten von Ladislaus Sunthaym und deren teils selektiven, teils umgruppierten Abschriften, was Beobachtungen zu Aufbewahrung, Verwendungszweck und Arrangierbarkeit der Überlieferung ermöglicht, woran Stephan Müller (S. 67–71) einen Kommentar zur Materialität von Texten anschließt. Andrea Worm (S. 73–99) geht den Deutungen und Aufstellungsorten des mit der Gründungslegende in Verbindung gebrachten siebenarmigen Bronze-Leuchters aus dem 12. Jh. bis zu den letzten Restaurierungen nach, Sabine Miesgang (S. 101–121) den Bezügen des 1616 gestifteten Erzherzogshuts auf die Babenberger und die Leopold-Reliquien und der symbolischen Rolle der Insignie in innerdynastischen Querelen. Auch Werner Telesko (S. 123–138) baut den heiligen Leopold in grundsätzliche Überlegungen zur „Heiligkeit in den Bildmedien der Frühen Neuzeit“ ein. Über das Thema von Heiligkeit und Wundern an die vorigen Beiträge anschließend, stellt Karl Brunner (S. 139–147) die Erzählungen über die Salzburger (Erz-)Bischöfe Rupert, Virgil, Gebhard und Eberhard im Magnum Legendarium Austriacum und den Admonter Hss. 497 und 475 vor. – „Kurze Mitteilungen“ betreffen Ergebnisse und Projekte in und über Klosterneuburg. Edit Anna Lukács (S. 151–156) präsentiert die Figurae Bibliorum des Blasius Siculus aus dem 14. Jh. im CCl 1146, der auch Innocenzʼ III. De miseria enthält. Sarah Deichstetter (S. 157–165) erschließt das Marienpatrozinium des bis 1568 existierenden Klosterneuburger Chorfrauenstifts. Christina Jackel (S. 167–173) ediert das Fragment eines Passauer Kalendars aus dem 15. Jh. (Stiftsbibl., F 430) und sammelt Informationen zum Kopisten Konrad Rösner, der auch im Umfeld der Wiener Universität arbeitete. Clemens T. Galban (S. 175–179) identifiziert eine Einfügung über Novizen in die Raudnitz-Klosterneuburger Reformstatuten von 1420 (CCl 58) als der Aachener Regel entnommen. – Vorgestellte Projekte und Planungen betreffen die digitale Indexierung des Klosterneuburger Traditionskodex, die Erschließung des Klosterneuburger Skriptoriums mit Artificial Intelligence, eine digitale Enzyklopädie zur Geschichte der Augustiner-Chorfrauen und -herren, naturwissenschaftliche Analysen von Hss. und die Edition der Klosterneuburger Inschriften (S. 189–218).

Herwig Weigl

(Rezensiert von: Herwig Weigl)