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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 79,2 (2023) *.

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Hagiographies. Histoire internationale de la littérature hagiographique latine et vernaculaire en Occident des origines à 1550, vol. 8, sous la direction de Michèle Gaillard / Monique Goullet (CC Hagiographies 8) Turnhout 2020, Brepols, 789 S., 1 Abb., 12 Karten, ISBN 978-2-503-58912-1, EUR 295. – Im Zentrum des Bandes steht das karolingische Gallien, das nahezu vollständig abgedeckt ist; nur einige Regionen mussten auf einen späteren Band verschoben werden. Seiner herausragenden Bedeutung entsprechend erhält Alkuin ein eigenes Kapitel; Joseph-Claude Poulin, Alcuin hagiographe (S. 145–184), geht auch auf die liturgischen Texte für einzelne Heilige ein, die Alkuin sicher oder vielleicht verfasst hat, und bietet im Anhang eine Liste aller Heiligen, für die Alkuin Gedichte geschrieben hat. Im folgenden sind die Beiträge nach Kirchenprovinzen gegliedert. Poulin (S. 189–242) behandelt die bretonische Hagiographie, Lucile Trân Duc / Charles Mériaux (S. 243–257) die Bistümer Le Mans und Angers, Lucile Trân Duc (S. 261–286) das Bistum Rouen, Poulin (S. 287–309) die westliche Normandie, Marie-Céline Isaïa (S. 315–365) Reims, Soissons und Laon sowie (S. 593–598) Lyon, Paul Chaffenet / Michèle Gaillard (S. 367–377) Noyon, Klaus Krönert / Michèle Gaillard (S. 379–387) Châlons, Charles Mériaux (S. 389–407) Senlis und Beauvais, Michèle Gaillard (S. 453–471) Sens, Troyes und Nevers, Anne-Marie Bultot-Verleysen (S. 473–492) Auxerre sowie (S. 613–638) Vienne, Hélène Caillaud / Klaus Krönert / Michèle Gaillard (S. 493–514) Orléans, Klaus Krönert (S. 515–590) Paris, Michèle Gaillard / Alain Rauwel (S. 599–610) die Suffraganbistümer von Lyon, Anne Wagner (S. 721–727) Besançon. Hervorzuheben, weil tiefer in ihre jeweilige Materie eindringend, sind die Beiträge von Fernand Peloux (S. 409–450) zu Amiens und (S. 639–680) zu den Suffraganen von Vienne und von Éric Chevalley (S. 681–694) zur Passio der Heiligen Viktor und Ursus aus Genf und (S. 695–720) zur Provinz Tarentaise mit neuen Erkenntnissen zu den wenig bearbeiteten Dossiers der Heiligen Theodul von Sion und Ursus von Aosta. Neben diesem gallischen Schwerpunkt finden sich noch zwei Beiträge zu anderen Gebieten: Marianna Cerno / Maddalena Betti, Latin Hagiography and the Cult of Saints in Czech Territories in the Middle Ages (tenth–fifteenth Centuries) (S. 15–139), bieten zuerst einen systematischen Überblick und dann eine alphabetisch nach Heiligennamen geordnete Darstellung im Detail, die sich zu großen Teilen auf Jana Nechutová (vgl. DA 66, 958f.) stützt. Vielleicht hätte man den Beitrag nicht ins Englische übersetzen sollen, auch wenn es Freude macht zu lesen, dass das Kloster Hradčany von „Benedictine nouns“ bewohnt war (S. 98). Klaus Krönert, L’hagiographie en Germanie (env. 790–950). Suppléments à Klüppel (Hagiographies, II, 1996) et Lotter – Gäbe (Hagiographies, IV, 2006) (S. 731–764), ergänzt die Artikel in den früheren Bänden um Ausführungen zum Erzbistum Trier, zu den frühen Kölner Bischöfen und zu den Translationen der Heiligen Marcellinus und Petrus, Severus und Patroclus; in einem Anhang behandelt Michèle Gaillard (S. 765–769) die Vita der heiligen Odilia. Es ist sicher zu begrüßen, mit dieser Reihe ein umfassendes Handbuch zur Hagiographie zur Verfügung zu haben; nur leider muss man dem Band eine recht mangelhafte Redaktion bescheinigen, die den Gebrauchswert empfindlich beeinträchtigt. Dass jedem Beitrag eine eigene Bibliographie beigegeben ist, ist noch vertretbar; wenn aber in einem Artikel außerdem zu jedem behandelten Text noch eine Sonderbibliographie dazu kommt, gerät man als Benützer schon ins Stöhnen. Dazu kommen zahlreiche Fehler im Detail: Verweise auf Arbeiten, die in der jeweiligen Bibliographie nicht auffindbar sind (S. 625 Anm. 39 Dubreucq [2010]; S. 665 Anm. 107 van der Straeten [1975b], S. 724 Anm. 11 Hummer [2006]; wahrscheinlich sind in diesen Fällen nur die Jahreszahlen falsch, aber hilfreich ist das nicht), offenkundig falsche Seitenzahlen (etwa S. 705 Anm. 33; S. 752 Anm. 94; S. 741 Anm. 40 die Angabe S. 156–154) und falsch geschriebene Verfassernamen (z. B. S. 586 Baudoin statt Bauduin; S. 589 Pohlheim statt Polheim; S. 767 Wilsdorff statt Wilsdorf). Man braucht viel guten Willen als Benützer.

V. L.

(Rezensiert von: Veronika Lukas)