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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 79,2 (2023) *.

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Studie o rukopisech [Handschriftenstudien] 51/1 (2021): Thomas Krzenck, Die Freiberger „Hussitenhandschrift“ X 8o 40 im Kontext einer Neudatierung (S. 5–30), behandelt eine Hs. böhmischer Provenienz mit hussitischer Thematik, die in der Möller-Bibliothek des Geschwister-Scholl-Gymnasiums im sächsischen Freiberg unter der Signatur X 8o 40 aufbewahrt wird und der Forschung seit 1877 bekannt ist. Der Codex enthält alttschechische Übersetzungen der Prozessakten des Konstanzer Konzils zu Johannes Hus und Hieronymus von Prag, beigefügt ist auch eine Übersetzung eines Briefs von Poggio Bracciolini, Abschriften mehrerer Hus-Briefe und anderer wichtiger Schriftstücke sowie schließlich die Kronika velmi pěkná o Janu Žižkovi [Die sehr schöne Chronik über Jan Žižka], die ausschließlich in dieser Hs. überliefert ist. Der Codex wurde bisher in die zweite Hälfte des 15. Jh. datiert, die Analyse der Wasserzeichen und der Illuminationen hat jedoch ergeben, dass er zwischen 1510 und 1520 entstanden ist. Der Vf. liefert eine präzise formale und inhaltliche Beschreibung der Hs. Im Kontext der lutherischen Reformation und des wiedererwachten Interesses am geistigen Vermächtnis des Johannes Hus im sächsischen Erzgebirge verfolgt er den Weg des Codex nach Freiberg, ausgehend von der Hypothese, dass sie aus einer aufgelösten Klosterbibliothek stamme; einem Besitzvermerk vom Ende des 16./Anfang des 17. Jh. zufolge gehörte die Hs. einer Anna Brigitte Römerin. – Adéla Ebersonová, Středověká rukopisná knihovna řeholních kanovníků sv. Augustina v Praze na Karlově [Die mittelalterliche Handschriftenbibliothek des Augustiner-Chorherrenstifts in Karlshof/Karlov (Prag)] (S. 31–105), versucht sich wieder einmal erfolgreich an der Rekonstruktion des ma. Buchbestands eines Augustinerstifts in den böhmischen Ländern (vgl. schon DA 72, 641–644; DA 78, 710f.). Im Unterschied zu den früher betrachteten Klöstern (Raudnitz/Roudnice, Wittingau/Třeboň, Borowan/Borovany) steht ihr hier eine weitaus schmalere Quellenbasis zur Verfügung, denn das Stift (gegründet 1350 durch Karl IV., aufgehoben durch Joseph II. im Jahr 1784) wurde im Verlauf des 15.–17. Jh. mehrfach geplündert. Die Vf. kann 25 ma. Hss. identifizieren, für die eine Beziehung zum Stift klar nachweisbar (am häufigsten durch Besitzvermerke) oder ziemlich wahrscheinlich ist. Dank zweier Teilverzeichnisse der Bibliothek (1380, 1395) lässt sich der Bestand vor dem Jahr 1420 auf mindestens 100 Bände beziffern. Ein Großteil der Codices wird in Prag aufbewahrt (17 Hss. in der Nationalbibl., zwei in der Bibl. des Prager Metropolitankapitels), ein Codex in Brünn (Mährische Landesbibl.). Die Hss. in ausländischen Bibliotheken (Augsburg, Univ.-Bibl., Cod II. 1.2o.2; Dresden, Sächsische Landesbibl. – Staats- und Univ.-Bibl., B 87b; Schwabach, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde St. Martin, Kapitelsbibl., Cod. 3; Zittau, Christian-Weise-Bibl., Cod. A I, A VI) können als Zeugnisse für die Emigration der Ordensangehörigen in der Folge der hussitischen Revolution angesehen werden. Inhaltlich (vgl. das Kreisdiagramm auf S. 63) handelt es sich um liturgische Bücher, Bibeln, Patristik und Exegese, markant vertreten sind auch Predigtliteratur und moraltheologische Schriften. An die einführende Studie (deutsches Resümee, S. 61f.) schließt eine genaue Beschreibung aller 25 Hss. an (S. 64–105). – Stanislav Petr, Prof. Ivan Hlaváček jubilující [Der Jubilar Prof. Ivan Hlaváček] präsentiert eine persönliche Laudatio zum 90. Geburtstag (2021) des führenden tschechischen Mediävisten und langjährigen Rezensenten für das DA.

Jan Hrdina

(Rezensiert von: Jan Hrdina)