Jiří Glonek et al., Kroměříž chateau library III: Manuscripts 9th–16th century, Olomouc 2021, Muzeum umění Olomouc, 167 S., Abb., ISBN 978-80-88103-86-8. – Anzuzeigen ist der dritte Band einer Reihe von Hss.-Katalogen, in der die Bestände der Bibliothek der Olmützer Erzbischöfe in Kremsier verzeichnet werden. Bislang schon veröffentlicht wurden Bd. I: Verzeichnis der Inkunabeln (2017), und II: Der älteste Katalog der Schlossbibliothek von 1691 (2018). Dem Hss.-Verzeichnis sind zwei einführende Kapitel vorangestellt. Das erste stellt die Hss. nach thematischen Gruppen vor (Jana Hrbáčová, S. 14–17). Das zweite beschreibt die Geschichte der Hss.-Sammlung im Rahmen der Entwicklung der Schlossbibliothek, die Ende des 17. Jh. eingerichtet wurde (Miroslav Myšák, S. 18–27). Seitdem wurden ma. und neuzeitliche Hss. durch Schenkungen oder gezielt durch Kauf in Antiquariaten, auf Versteigerungen oder von Privatpersonen erworben. Erst zu Beginn des 20. Jh. wurden die Manuskripte aus dem Bestand der Schlossbibliothek separiert. Nach Angaben der Vf. können etwa 500 Manuskripte aus der Bibliothek identifiziert werden, der Katalog enthält aber nur 34 Einträge (S. 30–131), weil es sich in den allermeisten Fällen nicht um eine Hs. mit Einband (d.h. einen Codex) handelt. Die Information, dass einige weitere Stücke aus der großen Gruppe der Hss. erst künftig in einer speziellen Hss.-Abteilung verwahrt werden könnten, klingt etwas überraschend (S. 18). Ein Verzeichnis der Hss.-Fragmente ist dennoch geplant (S. 14). Die einzelnen Katalogeinträge enthalten detaillierte Informationen über die materielle Beschaffenheit des jeweiligen Manuskripts (Schreibmaterial, Schreiberhände, Lagenordnung usw.), einschließlich einer ausführlichen Beschreibung des Einbands und des Buchschmucks (z.B. werden einzelne Schmuckinitialen aufgeführt). Der Inhalt der Hss. wird in den breiteren historischen und literarischen Kontext eingeordnet. Am Schluss des Katalogs (S. 134–153) finden sich detaillierte Verzeichnisse, einschließlich Incipit und Explicit. Alle Provenienzangaben sind enthalten, aber ohne wörtliche Zitate aus den Quellen. Jeder Eintrag wird von einer oder mehreren farbigen Aufnahmen einzelner Seiten begleitet. Die älteste Hs. (Sacramentarium Gregorianum) stammt aus der zweiten Hälfte des 9. Jh. und entstand im nordostfränkischen Raum (Nr. 14, S. 81–83). Die anderen 18 ma. Hss. sind zwischen dem 13. und 15. Jh. entstanden. Die ma. Hss. sind zwar nicht zahlreich, bilden aber ein thematisch vielfältiges Corpus. Die umfangreichste Gruppe sind liturgische Bücher, von denen die ältesten zwei, dominikanische Antiphonarien aus Norditalien, in den 1290er Jahren entstanden sind (Nr. 30, S. 110–112; Nr. 33, S. 122–127). Unter den böhmischen liturgischen Hss. sind das Olmützer Missale, das ursprünglich der Kirche des heiligen Wenzel in Glatz gehörte (Nr. 1, S. 30–33), das Olmützer Brevier von 1465 (Nr. 19, S. 88–90) und das missale speciale von 1420 (Nr. 21, S. 92f.) zu nennen. Bibelhss. sind nur zwei vorhanden: eine lateinische Bibel aus Nordfrankreich aus der ersten Hälfte des 13. Jh. und eine tschechische Bibel, die im Jahr 1433 von Duchek von Mníšek geschrieben wurde (Nr. 13, S. 75–80). Neben mehreren theologischen und erbaulichen Schriften (z. B. Nr. 7, S. 40–50: Ein Seger oder ein Wircker der Tugent, in den 1470er Jahren verfasst) ist nur eine Hs. aus dem Bereich des Kirchenrechts erhalten: die Dekretalen Gregors IX., die zwischen 1350 und 1450 in Norditalien niedergeschrieben wurden (Nr. 27, S. 102–104).
Přemysl Bar
(Rezensiert von: Přemysl Bar)