Elke Brüggen (Hg.), Erzählen von Macht und Herrschaft. Die ‘Kaiserchronik’ im Kontext zeitgenössischer Geschichtsschreibung und Geschichtsdichtung (Macht und Herrschaft 5) Göttingen u. Bonn 2019, V&R unipress u. Bonn Univ. Press, 216 S., 1 Abb., ISBN 978-3-8471-1083-5, EUR 40. – Der Sammelband entstand anlässlich eines Workshops im Rahmen des Bonner SFB 1167 „Macht und Herrschaft – Vormoderne Konfigurationen in transkultureller Perspektive“. Den Ausgangspunkt bildet die frühmittelhochdeutsche Kaiserchronik, die im Zentrum der Beiträge von Mathias Herweg (S. 17–42), Gesine Mierke (S. 43–66) und Christoph Pretzer (S. 67–84) steht. H. fragt nach den Gattungskontexten der Kaiserchronik und stellt zu Recht ihre „eigentlich nichtzeitlich-serielle Struktur“ (S. 18) heraus, so dass er sie als „Gesta-Zyklus“ (S. 19) in den Blick nimmt und unter diesem Aspekt historiographie- sowie literaturgeschichtlich kontextualisiert. M. und P. rücken beide die Relevanz Roms in der Kaiserchronik in den Fokus und heben die Funktion der seit dem 12. Jh. überlieferten lateinischen Mirabilia Romae als Prätext der Beschreibungen römischer Bauten in der Chronik hervor. M. streicht mit Teilen der neueren Kaiserchronik-Forschung das im Text profilierte Konzept der renovatio imperii heraus und setzt es unter vergleichender Heranziehung der Mirabilia Romae zur Beschreibung der antiken Bauten in der Kaiserchronik in Beziehung. P. lenkt den Blick hingegen auf die Relationen, in die physischer und sozialer Raum bei der narrativen Konstruktion Roms als Stadt in der Kaiserchronik und in den Mirabilia Romae gestellt werden. Alastair Matthews (S. 85–108) schlägt die Brücke von der Kaiserchronik zu Vergleichstexten aus anderen Sprach- und Herrschaftsräumen, hier zur schwedischen Erikskrönika aus dem 14. und der dänischen Rimkrønike aus dem 15. Jh. Die Vergleichspunkte liegen in der gemeinsamen Konzentration auf das Erzählen von „Macht und Herrschaft“ („power and rulership“, S. 86), der Reimform und einer jeweils herausragenden literaturgeschichtlichen Position der drei Texte. Nach Alheydis Plassmann (S. 109–131) zur Herrscherdarstellung in der lateinischen Historiographie des 12. Jh. (Wilhelm von Malmesbury und Otto von Freising) schließen sich noch drei Beiträge zu Erzählungen von der Vergangenheit aus dem 12.–14. Jh. im indischen, japanischen und indo-persischen Raum an.
Uta Goerlitz
(Rezensiert von: Uta Goerlitz)