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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 79,2 (2023) *.

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Antal Molnár, Die Formelsammlungen der Franziskaner-Observanten in Ungarn (ca. 1451–1554) (Analecta Franciscana 19 – Documenta et studia 7) Roma 2022, Frati editori di Quaracchi, L u. 773 S., Abb., ISBN 978-88-7013-368-4, EUR 110. – Der Band enthält insgesamt 878 Dokumente aus vier Hss., entstanden in dem Jahrhundert zwischen 1451 und 1554. Damit stellt er derzeit nicht nur die umfangreichste Formelsammlung von Franziskaner-Observanten aus Ungarn, sondern sicherlich die größte Sammlung solcher Quellen in Europa insgesamt dar. Auf eine detaillierte Einführung folgen die Edition der Formelsammlungen sowie vier Anhänge mit Kartenmaterial (S. 709–714) und Abbildungen einzelner Hss.-Seiten (S. 715–720). Die edierten Dokumente entstammen vier Sammlungen. Die erste ist erhalten in der Hs. Budapest, Széchényi-Nationalbibl., lat. 432, und enthält 219 Dokumente. Die zweite mit 508 Dokumenten findet sich ebendort, in der Hs. oct. lat. 775. Die dritte Formelsammlung wird aufbewahrt in der Franziskanerbibl. Gyöngyös, cod. med. 3, und besteht aus 133 Dokumenten. Die vierte Formelsammlung schließlich, Széchényi-Nationabibl., oct. lat. 1220, enthält weitere 18 Dokumente. Hervorhebung verdient die umfangreiche Einführung, in der M. auf die Erscheinungsformen von Schriftlichkeit im ma. Königreich Ungarn und insbesondere auf die Formelbücher eingeht (S. 7–19), die Schriftlichkeit der Franziskaner-Observanten in Ungarn an der Wende vom 15. zum 16. Jh. (S. 19–40) sowie franziskanische Formelbücher im ma. Europa allgemein (S. 40–53) und in diesen Kontext dann die edierten Formelbücher einordnet (S. 53–120). Schließlich ist ein Abschnitt dem historischen Kontext „im Schatten der osmanischen Eroberung und der Reformation“ (S. 121–185) gewidmet. Ein philologisch-historischer Kommentar macht die Quellen als Fundgrube für Informationen zur Lebensrealität der Zeit zugänglich.

Olga Keller

(Rezensiert von: Olga Keller)