Thirteenth Century England XVII. Proceedings of the Cambridge Conference, 2017, ed. by Andrew M. Spencer / Carl Watkins, Woodbridge 2021, The Boydell Press, XIII u. 210 S., 1 Karte, ISBN 978-1-78327-570-0. – Der weitgehende Zusammenbruch des Angevinischen Reichs prägte das England des 13. Jh., der weitestgehende Verlust der kontinentalen Besitzungen außerhalb der Guyenne hatte eine zunehmende Fokussierung auf die Insel zur Folge. Der Band geht aus der Cambridger Tagung hervor, die im September 2017 am Selwyn College stattgefunden hat, wo sich diesmal britische und französische Forscher mit den sich verändernden Beziehungen Englands zu Europa befassten. Der Band umfasst zehn Beiträge sowie eine sehr kurze Einleitung (S. X–XIII) mit Zusammenfassungen der einzelnen Beiträge. Eine abschließende Diskussion der Ergebnisse fehlt, genauso wie eine Bibliographie oder ein Index. Die Aufsätze behandeln eine breite Palette an Fallstudien, ohne das Ziel zu verfolgen, ein umfassendes Bild zu zeichnen. Antonia Shacklock (S. 23–40) zeigt, inwiefern Heinrich III. sich zur Stärkung der eigenen Position auf den insularen Herrschaftsraum konzentrierte, indem er z.B. auf insulare Heilige rekurrierte, was eine veränderte Konzeption des Eigenen und des Fremden mit sich brachte. Andrew M. Spencer (S. 41–64) stellt die These auf, dass Heinrich III. selbst seit den 1240er Jahren die Weichen für den seit 1264 um Simon de Montfort und die nach England geholten Savoyarden geführten sogenannten zweiten Baronenkrieg gestellt habe, indem er versuchte, die Zusammensetzung des insularen Adels zu beeinflussen. Amicie Pélissié du Rausas (S. 65–88) behandelt mit Heinrichs Aufenthalt in der Guyenne von 1242/43 eine bisher wenig beachtete Episode und lässt erstmals dokumentarisch das königliche Eingreifen durch die administrative Umgestaltung auf regionaler Ebene nachvollziehen. Fortwährende Schwierigkeiten dieses Königs belegt Rodolphe Billaud (S. 89–109), nach dem die Vergabe der ersten Apanage in der Geschichte Englands, 1254 an den Prinzen Eduard, durch die schwierige politische Lage in der Guyenne sowie die Hoffnung, durch deren Stabilisierung den Verlust dieser Gebiete zu verhindern, motiviert war. Lars Kjær (S. 1–21) unterstreicht hingegen, dass auch im 13. Jh. weder die Engländer die Dänen vergessen hätten noch umgekehrt, indem er Hinweise in den Werken des Matthew Paris auf die Furcht vor einer Intervention des dänischen Königs Waldemar II. in England um 1240 bespricht. Eine zweite Beitragsgruppe befasst sich mit Themen der Kirchengeschichte. Rebecca Springer (S. 163–179) bespricht Kanon 21 des von Papst Innocenz III. ausgerufenen Vierten Laterankonzils von 1215, der jeden ab dem 13. Lebensjahr zur jährlichen Beichte verpflichtete und damit direkt in die religiöse Praxis eingriff. Thomas W. Smith (S. 147–162) untersucht den Protest der englischen Delegation am ersten Konzil von Lyon 1245 gegen die Vergabe kirchlicher Ämter an auswärtige Geistliche durch die römische Kurie unter Innocenz IV., eine Kritik an päpstlicher Einmischung, die sich später auch in den Werken des Matthew Paris wiederfinde. Philippa Mesiano (S. 129–146) weist auf die Bedeutung von Franziskanern und Dominikanern für den diplomatischen Austausch mit Rom hin, welche sich durch ihre Bildung und persönliche Kontakte sowie die Reiseinfrastruktur der Bettelorden besonders für diese Funktion eigneten. Eine letzte Gruppe widmet sich bestimmten Quellen. Anaïs Waag (S. 111–127) untersucht die sprachlichen Feinheiten in der Korrespondenz zwischen den beiden Schwestern und Königinnen Eleonore, der Ehefrau Heinrichs III., und Margarethe, der Ehefrau Ludwigs IX. von Frankreich, und verweist auf die besondere Bedeutung, die in diesem Rahmen der Verwandtschaft zukam. Ian Stone (S. 181–210) vergleicht die frühen Stadtchroniken von London, Genua und Köln, um zu zeigen, inwiefern diese jeweils durch die Entstehung legislativer und administrativer Institutionen, eine schreibkundige und durch Handel geprägte Stadtkultur sowie das städtische Bürgertum gefördert wurden. Die einzelnen Beiträge sind insgesamt sehr gut geschrieben und arbeiten bisher weniger berücksichtigte Themen gekonnt und eng an den Primärquellen auf, wobei viele Studien von der Breite vorhandener dokumentarischer Quellen profitieren, indem regelmäßig auch auf unedierte Hss. rekurriert wird.
Laury Sarti
(Rezensiert von: Laury Sarti)