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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 79,2 (2023) *.

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Alberto Cotza, Prove di memoria. Origini e sviluppi della storiografia nella Toscana medievale (1080–1250 ca.) (I tempi e le forme 8) Roma 2021, Carocci editore, 350 S., Abb., ISBN 978-88-290-0549-9, EUR 35. – C. behandelt die Entstehung und Entwicklung der toskanischen Historiographie im „langen 12. Jh.“ mit Fokus auf die causae scribendi. In drei Abschnitten betrachtet er in chronologischer Abfolge die ebenso frühe wie dichte hsl. und inschriftliche Überlieferung Pisas sowie Zeugnisse aus Arezzo und Florenz. Der erste Teil (S. 21–70) widmet sich den frühesten Geschichtswerken des späten 11. und frühen 12. Jh., oft von Domkanonikern anlässlich von Konfliktfällen auf freien Blättern religiöser Hss. oder einzelnen Pergamentblättern geschriebene, karge Notizen; darunter die Aretiner Historia Custodum (S. 62–70) oder das Chronicon Pisanum, das um 1087 wegen der umstrittenen Ausweitung der städtischen Gerichtsbarkeit die fränkische Historie im Sinne einer der Konfliktparteien darlegt (S. 23–32). Das aufwendigere Carmen in victoriam Pisanorum besingt hingegen ein kollektives Vorgehen unter Führung des gregorianischen Bischofs im erfolgreichen Kampf gegen die nordafrikanischen Muslime, bewirbt ein traditionelles politisches Programm und könnte an Mathilde von Canossa und den Papst gerichtet gewesen sein (S. 37–59). Der zweite Teil nimmt vornehmlich die Pisaner Historiographie in den Blick (S. 71–209), die in Stein und auf Pergament wiederholt die Balearenkriege von 1113–1115 aufgriff, um als Argument gegenüber dem Papst im Streit mit Genua um die korsischen Metropolitanrechte herzuhalten. So zeichnete der Kanoniker Guido 1118/19 in seinem Liber einen christlichen, romzentrierten spätantiken Mittelmeerraum, betonten die wohl an Calixt II. gerichteten Gesta per Pisanos facta 1119/20 eine andauernde Kollaboration zwischen Papst und Pisa, legte um 1126 der womöglich an Honorius II. adressierte Liber Maiorichinus dar, wie Pisa – anders als Genua – auf päpstlichen Befehl erfolgreich im Mittelmeer agiert habe (S. 81–173). Der dritte Teil nimmt sich der von Rechtskennern und -praktikern vom späten 12. bis zur Mitte des 13. Jh. verfassten Geschichtswerke an (S. 211–310). Bernardo Maragone und Salem präsentierten in den späten 1180er Jahren ihre Heimatgemeinde Pisa als treue und ordnungswahrende Anhängerin Barbarossas; als Adressaten macht C. Heinrich VI. aus (S. 213–268). Drei Werke entstanden in Florenz: Das Datengerüst der um 1174 angelegten Annales Florentini könnte zur zeitlichen Verortung in Prozessakten genutzt worden sein; die Chronica de origine civitatis Florentie griff 1204 die mythische Stadtgründung auf, um die geplante, letztlich aber gescheiterte Verlegung der Diözese Fiesole in die benachbarte Arnostadt argumentativ zu stützen; Sanzanome fokussierte das Umland, das von alters her von der Stadt beherrscht gewesen sei (S. 269–310). Eindrucksvoll erhellt C. Entstehungsumfeld und -zusammenhänge der heterogenen – bislang oft verzerrend als „kommunale“ Elaborate gedeuteten – Werke, führt Darstellungsabsichten und wiederholt gebrauchte narrative Motive aus und erörtert, weshalb die Chroniken häufig rasch an Aktualität verloren, was ihre bescheidene hsl. Überlieferung oder Umarbeitung in neue Fassungen erklärt. Eine Zusammenfassung (S. 311–322), ein Quellen- und Literaturverzeichnis (S. 323–339) und ein Orts- und Namenregister (S. 341–350) beschließen den anregenden Band, der viele neue Erkenntnisse und Thesen bereithält.

Giuseppe Cusa

(Rezensiert von: Giuseppe Cusa)