Jean-Marie Martin (†), De la Pouille à l’Artois. Documents italiens concernant le comte d’Artois Robert II conservés aux Archives départementales du Pas-de-Calais (1266–1303), avec une étude de Amedeo Feniello (Documents, études et répertoires 92) Paris 2022, Éditions du CNRS, 203 S., ISBN 978-2-271-14032-6, EUR 70. – Dieses letzte, posthum veröffentlichte Werk des angesehenen französischen Mediävisten (1938–2021) bietet eine Edition von 22 in Arras aufbewahrten Dokumenten über die süditalienische Karriere und den Besitz des Grafen Robert II. von Artois (1248–1302), eines der beiden Regenten des Königreichs Sizilien während der Gefangenschaft König Karls II. nach 1285. Diese Dokumente können in drei Gruppen eingeteilt werden. Erstens sind vier Urkunden von 1267/68 zu nennen, die sich auf sienesische Bankiers beziehen, die von König Manfred abgefallen waren. Den Hauptteil der Sammlung bilden 14 Dokumente aus den Jahren 1284–1292, in denen Graf Robert im Königreich ansässig war, dessen Regierung den größten Teil dieser Zeit in seiner Verantwortung lag. Schließlich folgen aus den Jahren 1297–1303, nachdem der Graf nach Frankreich zurückgekehrt war, sieben weitere Dokumente, die seine Ländereien in Apulien und die (sehr beträchtlichen) Schulden der königlichen Regierung betreffen. Die letzten beiden Stücke wurden in der Tat erst nach Roberts Tod in der Schlacht von Courtrai ausgestellt und betreffen Zahlungen, die seiner Tochter und seinem Schwiegersohn geschuldet wurden. All dies wirft ein beachtliches Licht nicht nur auf die Karriere des Grafen im Süden, sondern auch auf die Regierung des Königreichs. Am interessantesten sind wahrscheinlich die Aufzeichnungen über die Untersuchung des angeblichen Hochverrats des Grafen Atenulf von Acerra im Sommer 1286 und seine Verurteilung im November desselben Jahres (Nr. 6f.) sowie eine umfangreiche Reihe von Rechnungen aus vier Massarie und einem Gestüt des Grafen in Apulien aus den Jahren 1297–1300 (Nr. 22). Dieses letzte Dokument, bei weitem das längste der Sammlung, ist von großer Bedeutung als Quelle für die Agrarwirtschaft des Königreichs gegen Ende des 13. Jh., und sein Wert wird noch erheblich gesteigert durch einen Anhang von F. (S. 135–153), der den schwer verständlichen Text interpretiert und erklärt und viele Tabellen zu Einnahmen und Ausgaben, Ernteerträgen und Viehbeständen beigibt. Zu den interessanten Details, die dadurch enthüllt werden, gehören die Auswirkungen von Tierseuchen auf den Ländereien des Grafen in den Jahren 1298/99, bei denen fast 1400 Tiere starben, darunter über 1000 Schweine. Weitere Anhänge enthalten Einzelheiten über das Itinerar des Grafen während seiner Zeit in Süditalien, über die Karrieren aller identifizierbaren Personen, die in den Dokumenten aufgeführt sind, und ein hilfreiches Glossar, insbesondere landwirtschaftlicher Begriffe, das auch für jeden von Nutzen sein wird, der mit anderen süditalienischen Urkunden der Zeit arbeitet. Kurzum, es handelt sich um eine äußerst wertvolle und interessante Sammlung, bewundernswert ediert und ein angemessenes Denkmal für einen hervorragenden Gelehrten, den alle, die sich mit dem MA in dieser Region befassen, schmerzlich vermissen werden.
Graham A. Loud