Urkunden und Regesten des Klosters Flechtdorf, hg. von Aloys Schwersmann† / Johannes Mötsch unter Mitarbeit von Ulrich Ritzerfeld (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 9: Klosterarchive 10) Marburg 2022, Historische Kommission für Hessen, XXIII u. 398 S., Siegeltafeln, ISBN 978-3-942225-54-0, EUR 36. – Mit der Herausgabe der Regesten und Urkunden zum Kloster Flechtdorf übernimmt die Historische Kommission für Hessen erneut die Aufgabe, Quelleneditionen, welche vor Jahrzehnten begonnen wurden, aber nie zum Druck kamen, der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Edition geht zurück auf die Sammlung, welche Sch. für seine 1984 veröffentlichte Diss. zum Benediktinerkloster Flechtdorf begann und als Archivar in Marburg weiter ausbaute. Bei seinem Tod 2017 hatte er 300 Einträge für das Urkundenbuch fertiggestellt und Vorarbeiten für weitere 200 begonnen. Auf dieser Basis vollendete M. die Edition, die nun vorliegt und 504 Schriftstücke umfasst, die teils nur als Regest, meist aber zudem im Volltext wiedergegeben sind. 1104 gegründet, bestand Kloster Flechtdorf bis zur Reformation (Aufhebung 1546). Große Teile des Klosterarchivs sind in der ersten Hälfte des 16. Jh. verlorengegangen, teils bereits im Bauernkrieg, teils in den Auseinandersetzungen zwischen den Kölner Erzbischöfen und den Grafen von Waldeck um den Besitz, der erst 1598 durch ein Urteil des Reichskammergerichts zugunsten Waldecks entschieden wurde. Der Kern des Klosterarchivs findet sich heute im Bestand 85, Waldecker Urkunden, im Hessischen Staatsarchiv in Marburg. Darüber hinaus enthält der Band auch zahlreiche Urkunden aus bis heute unverzeichneten Beständen in Marburg (Bestand 115/09) und weiteren Archiven von Köln bis Wolfenbüttel. Das Urkundenbuch reicht über die Zeit des Klosters hinaus; es beginnt mit der Ersterwähnung von Flechtdorf im 9. Jh. und endet 1598. Danach wurde das Kloster durch die Grafen von Waldeck als Domäne weitergeführt. Die Edition ist somit ein wichtiges Findmittel. Sie enthält neben dem Urkundenteil ein umfangreiches Personen- und Ortsregister, das auf die Regestennummern verweist, sowie sehr knappe Einführungen zur Vorgeschichte des Bandes und den Archivalien. Hinweise zur Transkription fehlen und lassen sich nur aus den Texten erschließen – Abkürzungen wurden in der Regel kommentarlos aufgelöst, nur Eigennamen werden groß geschrieben, die Interpunktion erfolgte durch die Editoren, um ein besseres Textverständnis zu ermöglichen. Bei mehrfacher Überlieferung werden verschiedene Lesarten nur für die Ortsnamen ausgewiesen. Die Quellen wurden mit Hilfe von LAGIS (Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen) und Arcinsys (Archivinformationssystem Hessen) überprüft und Archivsignaturen ergänzt. Der Forschungsstand ist aber noch der von 2004, als Sch. über Kloster Flechtdorf in der Germania Benedictina berichtete. Eine umfangreichere geschichtliche Einleitung fehlt. So hält man dankbar eine Urkundenedition in den Händen, die teils nicht verzeichnete Quellen sehr gut erschließt und eine vor mehr als vierzig Jahren begonnene Sammlung abschließt. Zugleich wirkt sie in dieser Form ein wenig aus der Zeit gefallen, wäre es doch wünschenswert, wenn sie auch in digitaler Form publiziert wäre.
Regina Schäfer
(Rezensiert von: Regina Schäfer)