A Companion to Byzantium and the West, 900–1204, ed. by Nicolas Drocourt / Sebastian Kolditz (Brill’s Companions to the Byzantine World 10) Leiden / Boston 2022, Brill, XV u. 575 S., ISBN 978-90-04-49879-2, EUR 235. – Die Hg. stellten es sich zur Aufgabe, aufgeteilt unter 18 Vf. die zentralen Gesichtspunkte in den Beziehungen zwischen Byzanz und den europäischen Staaten nach dem Zusammenbruch des Karolingerreichs darzustellen. Im ersten Teil geht es um allgemeine Begriffe und sprachliche Kompetenzen: Jonathan Shepard (S. 31–84) über Kenntnis des Westens in den byzantinischen Quellen, faktenüberfüllt und ohne Leitlinien abgefasst; Hans-Werner Goetz (S. 85–107) über das Bild der Griechen in den westlichen Quellen; Christian Gastgeber (S. 108–134), der derzeit beste Kenner, zur oft unterschätzten Bedeutung der sprachlichen Kompetenz. Der zweite Abschnitt ist den beiden Reichen und Italien in ihren politischen und kirchlichen Beziehungen gewidmet: Klaus Herbers (S. 137–147) zur spätkarolingischen Zeit; Sebastian Kolditz (S. 148–191) zur salisch-ottonischen Zeit mit Schwerpunkt auf Theophanu. Axel Bayer (S. 192–214) fasst die wichtigsten Gesichtspunkte zum Jahr 1054 in der Folge seines Standardwerks (2002, vgl. DA 61, 759f.) zusammen. Leonie Exarchos (S. 215–246) behandelt, in Vorwegnahme von Themen aus ihrer inzwischen erschienenen, herausragenden Diss. (siehe oben S. 781f.) die Zeit der Komnenen und Staufer, während die Behandlung der Normannen durch Eleni Tounta (S. 247–269) deren Bedeutung in der Mittelmeerwelt nicht gerecht wird. Zu den innovativsten Beiträgen gehören jene des dritten Teils, die Byzanz und die europäischen (Rand-)Staaten zum Inhalt haben: Daniel Föller, Byzantium and Scandinavia (S. 273–299); Christopher Hobbs, Byzantium and England (S. 300–324), Juan Signes Codoñer, Byzantium and the Iberian Peninsula (S. 325–356). Knappe, klare Informationen zu den Beziehungen zu Frankreich bringt Savvas Neocleous (S. 357–390). Johannes Pahlitzsch (S. 391–415) berichtet kompetent über Lateiner und Orthodoxe in den Kreuzfahrerstaaten. Ein vierter Abschnitt behandelt „Agents and Objects“: Nicolas Drocourt (S. 419–445) greift Reisende und Diplomaten heraus, die auch Gegenstand seiner großen Monographie sind (Diplomatie sur le Bosphore, 2015); Annick Peters-Custot (S. 446–470) geht auf monastische Bewegungen mit dem Schwerpunkt in Unteritalien ein, das sie in vielen Arbeiten grundlegend erforscht hat. Der posthum erschienene Beitrag von David Jacoby (S. 471–495) zu den italienischen Händlern in Byzanz wurde von J. Pahlitzsch und M. Salzmann überarbeitet. Die Juden hätten neben der allein der Kulturvermittlung gewidmeten Studie von Saskia Dönitz (S. 496–512) breiteren Raum in diesem Compendium verdient. Dominik Heher (S. 513–537), der als Ausstellungsmacher viele Erfahrungen mit Artefakten mitbringt, ist der Beitrag zu „Exchange in Commodities and Gifts“ anvertraut. Den Gesamtband hätte ein eigenes Kapitel zu Venedig sicherlich noch bereichert. Alle Beiträge stützen sich, trotz oft langer Zeit des Vorlaufs, auf den neuesten Forschungsstand, der auch jeweils im Quellen- und Literaturanhang dokumentiert ist, was eigenständige Weiterarbeit erlaubt. Sie sind, bei aller Individualität im einzelnen, sinnvoll in die Gesamtthematik eingegliedert und entsprechen den Erfordernissen, die man an die neue Publikationsform des „Companion“ stellt. Man würde sich dann nur wünschen, dass der Inhalt der vielen inzwischen erschienenen Companion-Bände von Studierenden und Forschern auch besser zur Kenntnis genommen würde.
Peter Schreiner
(Rezensiert von: Peter Schreiner)