Tanja König, Dem Seelenheil verpflichtet. Gründung und Förderung von Klöstern im Spätmittelalter am Beispiel der Herren von Lobdeburg (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen, Kleine Reihe 65) Wien / Köln 2023, Böhlau, 271 S., Abb., ISBN 978-3-412-52585-9, EUR 55. – Die Diss. setzt sich mit Memoria, Herrschaft und Familienidentität der Herren von Lobdeburg auseinander. Aus dem westlichen Mittelfranken (Auhausen) kommend, bauten sie, sicher belegt seit der Mitte des 12. Jh. (eventuell schon zwischen 1125 und 1137) eine Herrschaft in Thüringen auf, eine Burg bei Jena wurde namengebend (ab 1166). Die Arbeit ordnet sich in die breitere Memoria- und Stiftungsforschung ein und versucht deren Prämissen für ein in Thüringen agierendes Adelsgeschlecht anzuwenden. Nicht eindeutig auf die staufische bzw. welfische Seite zu verorten, haben die unterschiedlichen Linien der Familie mit Hilfe von Märkten, Städten, Burgen und Klöstern ein kompaktes Territorium aufgebaut. Zwei Lobdeburger gelangten auf den Würzburger Bischofsstuhl. Ein Familienzweig, die Lobdeburg-Burgau, verlagerte seinen Herrschaftsmittelpunkt ab dem 14. Jh. nach Böhmen. Die Aufteilung der Herrschaft in fünf unterschiedliche Linien führte zu einem schleichenden Bedeutungsverlust der Familie. Nach dem Umzug nach Thüringen verlor die alte Grablege in Auhausen an Bedeutung, die Zisterzienserinnen in Roda und St. Michael in Jena wurden die neuen klösterlichen Zentren für die Memoria der Familie. Hier konzentrieren sich die Seelenheilstiftungen, in den Frauenklöstern lassen sich Angehörige der Familie nachweisen. Die Identität der consanguinitatis linea ging von Auhausen auf Roda und, speziell für einen Familienzweig, auf die Zisterzienser in Grünhain über. Die Förderung von Zisterzienserinnen hatte auch Bischof Hermann von Lobdeburg auf seiner Agenda, während sein Onkel und Vorgänger Otto mehr die Männerklöster der Benediktiner und Zisterzienser förderte. Vielleicht sollte man die Stiftungstätigkeit der beiden Lobdeburger auf dem Würzburger Bischofsstuhl von jener der Familie stärker abgrenzen, denn mit Ausnahme der Förderung Auhausens haben die beiden Bischöfe, soweit ich sehe, sich nicht dezidiert für den Ausbau der Familienmemoria eingesetzt, sondern eher für jenen des Hochstifts Würzburg. Die räumliche Ferne von Mainfranken und Thüringen hat wohl eine gemeinsame Politik der Familie nicht bestärken können. Wie bei vielen vergleichbaren Geschlechtern verwoben sich Landesausbau mit Geschlechtsbewusstsein, weltliche Herrschaft mit Vorsorge für das Jenseits. In den in Würzburg vorhandenen Anniversarien dominieren, wenig überraschend, die beiden Bischöfe des 13. Jh., lediglich im Nekrolog der Dominikaner in Jena sind mehrere Familienmitglieder erwähnt. Dies unterstreicht die Unterstützung dieses Bettelordensklosters durch die Lobdeburger in deren Stadt Jena. Neben Stiftungen an mehrere Bettelordensklöster in Thüringen (vgl. die der Arbeit beigefügte Karte) lässt sich auch ein Engagement im Deutschen Orden, insbesondere für die Kommende in Würzburg, feststellen. Zwei Lobdeburger waren in die Kämpfe des Ordens in Livland verwickelt. Die Arbeit basiert vor allem auf den Urkundenbeständen (ersichtlich an der langen Liste der Stiftungen im Anhang), die akribisch aufgearbeitet werden. Die Mehrzahl der Urkundeninhalte bezieht sich auf die Besitz- und Wirtschaftsgeschichte, wie es nicht anders zu erwarten ist. Zum eigentlichen Klosterleben der Zisterzienserinnen in Roda und Jena etwa ist kaum etwas bekannt. Es bleibt das Verdienst dieser Arbeit, die vielfältigen Verbindungen zwischen Herrschaftsausbau, Stiftungstätigkeit und Familienmemoria für die Lobdeburger detailliert dargestellt und damit die allgemeine Memoriaforschung in einem wesentlichen Beispiel vorangebracht zu haben.
Helmut Flachenecker
(Rezensiert von: Helmut Flachenecker)