Patrick Kragelund, The Latin Inscriptions of Medici Florence. Piety and Propaganda, Civic Pride and the Classical Past. Texts, Translations and Commentaries (Analecta Romana Instituti Danici, Supplementum 55) Roma 2021, Edizioni Quasar, 362 S., Abb., ISBN 978-88-5491-115-4, EUR 28. – Das Werk steht in der angesehenen Tradition skandinavischer Inschriftenforschung zu Italien und soll Auswärtigen angesichts der schon reichen Publikationen durch die englische Sprache einen besseren Zugang ermöglichen. K. bedient die im Untertitel beschriebenen Themen, geht aber weit darüber hinaus, indem er auch den „bürgerlichen Humanismus“ in den Blick nimmt. K. arbeitet die Inschriften im Dunstkreis der regierenden Medici nach insgesamt elf Standorten und Themen ab und erweitert die Materialfülle um zwei bedeutende Sonderthemen, nämlich um die Inschriften im Umkreis Michelangelos und Galileis (c. XII und XIII) einschließlich ihres Nachlebens. Den einzelnen Inschriftenkomplexen sind regestenartig treffende Hinweise zu ihrem Inhalt vorangestellt wie bei I.2 „The Arno overflows in 1557“. Der Band schließt pikanterweise mit einem „Edikt“ Kaiser Franz’ I. zur Abschaffung des international recht hinderlichen Florentiner Jahresstils zu Neujahr 1750 unter XIII.9 mit „Envoi: The End of the Old Time“. Des Vf. epigraphische wie philologische Expertise schlägt sich in zuverlässigen Editionstexten, größtenteils hervorragenden, sogar den Editionszeilen angepassten Übersetzungen und angemessen auswählenden und reich belegten Kommentaren nieder; in einer von Renaissancekunst geprägten Stadt wird die kunsthistorische Einordnung wohldosiert vorgestellt. Die nötigen Hilfen liefern ein Apparat, ein üppiges Literaturverzeichnis und dem Sujet geeignete Register, in denen man etwa die reichen Rückbezüge auf antikes Gedankengut auf einen Blick finden kann. Gewöhnungsbedürftig sind die den Texten und Übersetzungen nachgestellten Beschreibungen und Lokalisierungen. Der an einigen Stellen gut mit Informationen versorgte Benutzer wird – verwöhnt – solche an anderer Stelle vermissen, doch sind die Schwerpunkte der Erklärungen insgesamt gut austariert. Die Publikation bietet viel bei gleichzeitigem Zwang, das Buch preiswert und handlich im Format zu halten. Das geeignete schwere Bildpapier schränkte das Format ein, und das wirkte sich mehrfach auf zu geringe Größe der Abbildungen aus, etwa bei Michelangelos Apotheose der Künste (XII.17 zu 1619, Gemälde von S. Coccapani); ungünstig sind etwa auch Untersicht und schlechte Lesbarkeit der Inschriften zu den Flutkatastrophen von 1333 und 1557 (I.1–2); der neugierige Betrachter steht leider nicht günstiger. K.s Publikation von mehr als 220 Inschriften der Medici-Zeit ist weit mehr als ein „zitierfähiger“ Baedeker, den eben nicht nur der an bedeutenden Denkmälern interessierte Besucher von Florenz mit Gewinn und Freude in die Hand nehmen wird; sie eröffnet auch dem Wissenschaftler einen guten Einstieg in das Florentiner Inschriftenmaterial.
Rüdiger Fuchs
(Rezensiert von: Rüdiger Fuchs)