Albrecht Classen, Ungewöhnliche Perspektiven auf Juden in der deutschen und italienischen Literatur des Spätmittelalters, Aschkenas 31 (2021) S. 1–28, meint anhand dreier ausgewählter literarischer Texte des späten MA einen unbefangeneren und die realen Lebensverhältnisse eher widerspiegelnden Blick auf die christlich-jüdischen Beziehungen wahrnehmen zu können, als ihn etwa häufig intentional aufgeladene historiographische Quellen bieten. Nur unzureichend berücksichtigt ist allerdings, dass im ersten Fall der Jude lediglich als Folie diente, um die Bösartigkeit des christlichen Protagonisten zu untermauern, und die beiden anderen Fälle in der Konversion des Juden respektive der Jüdin mündeten, so dass der vergleichsweise positiven Darstellung der beiden Juden und der ‘harmonischen Koexistenz’ zwischen Christen und Juden bereits das Wissen um den Glaubenswechsel zugrunde lag.
Jörg R. Müller
(Rezensiert von: Jörg R. Müller)