Klosterlandschaft Niedersachsen, hg. von Arnd Reitemeier (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen 63) Bielefeld 2021, Verlag für Regionalgeschichte, 608 S., Abb., Karten, ISBN 978-3-7395-1263-1, EUR 39. – Der Sammelband beruht auf den Beiträgen einer Tagung, die im Februar 2020 in Kloster Wöltingerode am Harz stattgefunden hat. Das Inhaltsverzeichnis spiegelt im Wesentlichen das Programm der Tagung wider, lediglich zwei Vorträge wurden nicht zum Druck gebracht. In den 21 thematischen Beiträgen wird ein weiter Bogen gespannt, der zeitlich vom Hoch-MA bis in die frühe Neuzeit reicht. Das thematische Spektrum umfasst kunsthistorische, archäologische und historische Untersuchungen, unter letzteren neben Aufsätzen zu bestimmten Konventen, Orden und klassischen Problemstellungen wie Adel und Kloster, Bischof und Kloster außerdem Beiträge zu Themen der Frömmigkeitsgeschichte (Reliquien, Wallfahrten), der Kulturgeschichte (Bücher, Bibliotheken, Bildung) und der Wirtschafts- und Sozialgeschichte (Rechnungsbücher, Stadthöfe, Konversen, Kirchenbaufinanzierung). Allein schon dieses vielfältige Konzept des Bandes wäre genug, um ihn als wichtige Ergänzung zur Klosterforschung in Deutschland charakterisieren zu können, dem zur besseren Benutzbarkeit nur ein Register fehlt. Darüber hinaus leisten das Buch und der Hg. in seiner Einführung (S. 8–23) jedoch noch viel mehr. Sie bieten ein Resümee über den Sinn, die Anwendungsmöglichkeiten und die Defizite von Klosterbüchern, insgesamt und im speziellen Fall des Niedersächsischen Klosterbuchs (vgl. DA 69, 837). Innerhalb weniger Jahre, von 2008 bis 2012, wurden in diesem vierbändigen Überblickswerk die 364 monastischen Institutionen in Niedersachsen und Bremen erfasst und nach einem speziellen Schema bearbeitet, wobei notgedrungen auf bestimmte Elemente und Aspekte verzichtet werden musste: etwa auf Abbildungen und auf die systematische Aufnahme denkmalpflegerischer und kunsthistorischer Ergebnisse. Der Aufbau einer Datenbank, die zumindest einen Teil des Materials erschließbar macht, konnte 2017 realisiert werden. Das Klosterbuch bildet die Grundlage für die Forschungen, die in dem Aufsatzband präsentiert werden. Von den Vf. wird meistens ein positives Fazit zur Nützlichkeit des Werks gezogen, an manchen Stellen werden jedoch auch recht schonungslos Lücken und Fehlstellen aufgedeckt. R. weist selbst in seinem einleitenden Beitrag darauf hin, dass mehrfach „die Grenzen der verzeichneten Daten“ (S. 22) zu den Klöstern und Stiften sichtbar würden, wenn etwa die Urkunden- und Aktenbestände der Institutionen oder die Buchbestände der Bibliotheken in sehr unterschiedlichem Grad zu eruieren seien. Als besonderes Desiderat formuliert er die „digitale Verfügbarmachung“ (S. 23) der Daten, also die Erstellung und dauerhafte Pflege einer durchsuchbaren Datenbank. Insgesamt zeigen die Beiträge auf, dass das Niedersächsische Klosterbuch, aber auch die in den letzten Jahren entstandenen Klosterbücher anderer Bundesländer und Regionen, wie etwa das Mecklenburgische und das Brandenburgische Klosterbuch (vgl. DA 63, 804f.), eine valide Basis für die Erforschung unterschiedlicher Einzelthemen der Geschichte von Klöstern und Orden bilden. Es wird aber auch erkennbar, an welchen Stellen noch Forschungsbedarf besteht: zum Beispiel zur Archäologie der Klostergebäude, zur frühneuzeitlichen und neuzeitlichen Geschichte der Einrichtungen oder zu geschlechtergeschichtlichen Fragestellungen. Dies gilt nicht nur für Niedersachsen, sondern mit wenigen Ausnahmen für alle Bundesländer, zu denen Klosterbücher existieren, und umso mehr für diejenigen, zu denen solche Überblickswerke noch fehlen.
Ingrid Würth
(Rezensiert von: Ingrid Würth)