La situazione degli studi sul Medioevo latino. In memoria di Peter Stotz, a vent’anni da un incontro a Zurigo, a cura di Agostino Paravicini Bagliani / Francesco Santi (mediEVI 34) Firenze 2022, SISMEL – Edizioni del Galluzzo, XII u. 133 S., ISBN 978-88-9290-156-8, EUR 26. – Die Società Internazionale per lo Studio del Medioevo Latino (SISMEL) versammelt in einer Gedenkschrift für den am 4. Juli 2020 verstorbenen Zürcher Mittellateiner und MGH-Zentraldirektor Peter Stotz Beiträge, die (mit Lücken) eine Bestandsaufnahme der gegenwärtigen Situation von Forschung und Lehre zur mittellateinischen Sprache, zu Autoren und Themen geben. Der Band erinnert zugleich an das im Untertitel genannte Kolloquium vom 27. Oktober 2000, das Stotz zur damaligen Lage des Mittellateins in Zürich veranstaltet hatte, und kann somit zur Reflexion der Fachentwicklung in den letzten beiden Jahrzehnten dienen. Nach dem einleitenden Nachruf von Agostino Paravicini Bagliani (S. VII–XI) folgen Beiträge von Michael Lapidge (S. 3–15), Enrico Menestò (S. 17–34), Paulo Farmhouse Alberto (S. 35–44), Jean-Yves Tilliette (S. 45–71) und Gerlinde Huber-Rebenich (S. 73–82), die in regionalem Zuschnitt jeweils die Situation in der englischsprachigen Welt (einschließlich mancher Ausblicke nach Australien und Neuseeland), in Italien, auf der Iberischen Halbinsel, in Frankreich bzw. in der Schweiz beleuchten. Erfreulicherweise beschränken sich die Beiträge nicht auf die engere akademische Welt, indem sie die personelle und institutionelle Lage an den Universitäten darstellen, sondern nehmen u. a. auch die Aufnahme von Mittellatein in das Schulcurriculum, außeruniversitäre Institutionen und Forschungseinrichtungen sowie bedeutende Forschungsprojekte und Grundlagenunternehmen in den Blick. Unter den „klassischen“ Bildungsräumen ist der deutschsprachige Raum durch das Fehlen von Beiträgen über Österreich und Deutschland freilich nur defizitär beschrieben, und die durchaus spürbaren Aktivitäten in anderen Räumen, insbesondere in Mittelosteuropa, werden leider gar nicht abgebildet. Der letzte Beitrag von Martina Hartmann (S. 83–94) gibt von Ludwig Traube bis Peter Stotz einen Überblick über die bedeutenden mittellateinischen Philologen, die als Zentraldirektoren und/oder Editoren an den MGH mitgewirkt haben. Ein von Stotz selbst zusammengestelltes Verzeichnis (S. 95–121) seiner Schriften rundet den Band ab. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Zukunftsaussichten des Mittellateins, die in den einzelnen Beiträgen geäußert werden, nicht ganz so düster entwickeln, wie die Einschätzung von Michael Lapidge (S. 15: „We have lived through what in retrospect will be seen as a golden age of Medieval Latin studies […]: what lies ahead is wholly uncertain. I repeat: there are no grounds for optimism“), sondern dass vielmehr Jean-Yves Tilliette Recht behält, der aufgrund des jüngsten forschungsstarken Aufschwungs im französischen Bereich „avec prudence“ (S. 46) und in Anführungszeichen gesetzt sowie mit Fragezeichen versehen von einer „‘renaissance du XXIe siècle’“ spricht.
B. P.
(Rezensiert von: Bernd Posselt)