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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 79,1 (2023) *.

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Dan Armstrong, The Norman Conquest of England, the Papacy, and the Papal Banner, Haskins Society Journal 32 (2020) S. 47–72, stellt die Behauptung auf den Prüfstand, Wilhelm der Eroberer habe vom Papst eine Fahne erhalten als Zeichen päpstlicher Unterstützung für seine Eroberung Englands 1066. Er greift damit eine vergessene These von Catherine Morton aus dem Jahr 1975 wieder auf (vgl. DA 34, 628f.) und stellt sich gegen die gängige Annahme, der Papst habe die Invasion gestützt. A.s Zweifel an dieser Version gründen im Fehlen echter Belege: Der einzige Zeitgenosse, der die Existenz einer solchen Fahne erwähnt, ist Wilhelm von Poitiers, der Kaplan des Eroberers. Dessen Zeugnis weist A. zurück und zweifelt überhaupt an der Vorstellung, dass Papstfahnen im 11. Jh. routinemäßig verliehen worden seien, in Auseinandersetzung mit den Theorien etwa von Carl Erdmann und H. E. J. Cowdrey. Während er also die Existenz einer Papstfahne für 1066 bestreitet, könnte er sich für das Jahr 1070 gut vorstellen, dass eine solche Fahne an Wilhelm gesandt wurde. Das wäre der Erfolg eines Gesuchs Wilhelms um diplomatische Unterstützung für seine Usurpation des englischen Throns gewesen. Wilhelm von Poitiers, der darum natürlich gewusst hätte, hätte mit seiner Erzählung über die Papstfahne bei Hastings versucht, die Invasion rückwirkend mit dem päpstlichen Segen zu versehen.

Thomas J. H. McCarthy (Übers. V. L.)

(Rezensiert von: Thomas J. H. McCarthy)