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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 79,1 (2023) *.

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Ingrid Ivarsen, King Ine (688–726) and the Writing of English Law in Latin, The English Historical Review 137 (2022) S. 1–46, stellt die These auf, dass das Gesetzbuch König Ines von Wessex ursprünglich in lateinischer Sprache verfasst war – konträr zu der verbreiteten Überzeugung, dass alle angelsächsischen Gesetze altenglisch abgefasst waren. Ines Gesetzbuch ist heute nur in einer altenglischen Version überliefert (als Anhang zu König Alfreds Gesetzbuch). I. vermutet, dass Ines Gesetze damals aus dem Lateinischen ins Altenglische übersetzt wurden, als sie in Alfreds Sammlung übernommen wurden. Sie stützt sich auf linguistische und komparatistische Beobachtungen: Erstens betreffen Ines Gesetze das Wessex des 7. Jh., aber ihre Sprache ist die des 9. Jh.; zweitens kann die Annahme, es handle sich um eine Übersetzung, viele sprachliche Merkwürdigkeiten des Textes erklären; drittens lassen zahlreiche enge linguistische und inhaltliche Parallelen zwischen Ines Gesetzen und gleichzeitigen fränkischen Rechtstexten vermuten, dass letztere den Verfassern von Ines Sammlung als Modell gedient haben.

Thomas J. H. McCarthy (Übers. V. L.)

(Rezensiert von: Thomas J. H. McCarthy)