Inclusion and Exclusion in Mediterranean Christianities, 400–800, ed. by Yaniv Fox / Erica Buchberger (Cultural Encounters in Late Antiquity and the Middle Ages 25) Turnhout 2019, Brepols, VII u. 293 S., ISBN 978-2-503-58113-2, EUR 80. – Der Sammelband, der auf eine Tagung im Jahr 2016 an der Ben-Gurion-Univ. zurückgeht, zeigt schön, welches Potential das abstrakt anmutende Thema entwickelt, wenn es auf eine Epoche der Umbrüche wie die Spätantike angewendet wird. Eine Auswahl der Beiträge sei hier angezeigt: Carmela Vircillo Franklin, Frankish Redaction or Roman Exemplar? Revisions and Interpolations in the Text of the Liber pontificalis (S. 17–46), wendet sich gegen die in der Forschung vorherrschende Ansicht, die B-Redaktion des Liber pontificalis sei eine frankenfreundliche Bearbeitung des Textes. Vielmehr geben die Interpolationen dieser Fassung, in ihrer Gesamtheit betrachtet, sich deutlich als völlig untendenziöse Ergänzungen zu erkennen, die wohl noch in Rom selbst sukzessive als Marginalien in ein Exemplar des Papstwerks eingetragen wurden, um fehlende Informationen zu ergänzen, und erst bei einer Abschrift in den Haupttext gewandert sind, worauf einige syntaktische oder gedankliche Brüche hinweisen. Möglicherweise geht das Kölner Exemplar (Dombibl., 164) direkt auf diese Abschrift zurück. – Robin Whelan, Ethnicity, Christianity, and Groups: Homoian Christians in Ostrogothic Italy and Visigothic Spain (S. 167–198), sichtet die Belegstellen, aus denen man eine Identifizierung des homöischen Christentums als Religion der Goten hat herleiten wollen, mit dem Ergebnis, dass sie eine solche Folgerung nicht hergeben – keinesfalls in Italien, aber auch in Spanien sind derartige Äußerungen allenfalls in dem Sinn zu verstehen, dass ein universales, „katholisches“ Christentum sich gegenüber einer häretischen Strömung mit begrenzter räumlicher Verbreitung abgrenzt. – Erica Buchberger, Gothic Identity and the ‘Othering’ of Jews in Seventh-Century Spain (S. 199–216), ergänzt mit der Beobachtung, wie im Verlauf des 7. Jh., namentlich nach der Konversion Rekkareds, in der westgotischen Gesetzgebung immer weniger zwischen Gothi und Romani unterschieden wird und stattdessen immer mehr die Juden als die „Anderen“ erscheinen, gegenüber denen man sich abgrenzt. – Thomas J. MacMaster, The Pogrom that Time Forgot: The Ecumenical Anti-Jewish Campaign of 632 (S. 217–235), bemerkt, dass – bisher oft als legendenhaft abgetane – Quellenberichte aus den verschiedensten Kulturen übereinstimmend Andeutungen machen, die auf eine durch Kaiser Heraklius initiierte Judenverfolgung schließen lassen. Indizien könnten dafür sprechen, dass im westgotischen Spanien und besonders im merowingischen Gallien die Anregung aus dem Osten übernommen und eine Welle von Zwangsbekehrungen durchgeführt wurde. – Emmanuelle Raga, Romans and Barbarians at the Table: Banquets and Food as Tools of Distinction according to Sidonius Apollinaris (Fifth-Century Gaul) (S. 239–258), kann an drei Beispielen aus den Briefen und Gedichten zeigen, dass ethnische Unterschiede auf diesem Gebiet für Sidonius keinerlei Rolle spielen; allein der soziale Stand einer Person wird in ihrem Umgang mit Nahrung sichtbar.
V. L.
(Rezensiert von: Veronika Lukas)