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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 79,1 (2023) *.

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Clavis Historicorum Antiquitatis Posterioris. An Inventory of Late Antique Historiography (A. D. 300–800), ed. by Peter Van Nuffelen / Lieve Van Hoof (CC Claves – subsidia 5) Turnhout 2020, Brepols, CXVI u. 1079 S., ISBN 978-2-503-55295-8, EUR 295. – Es handelt sich um die Buchfassung der gleichnamigen Online-Datenbank, die von der „Research Group Late Antique Historiography“ unter Leitung von V. N. zusammengestellt wurde. Neben den Hg. sind zwölf weitere Vf. beteiligt. Das Werk erhebt den Anspruch, alle historiographischen Werke der Spätantike zu sammeln und zwar aus allen Kulturen, die unter klassischem Einfluss standen, was deren Bezeichnung als spätantik rechtfertige. An dieser Stelle kann der lange Zeitraum, den der Band abdeckt, positiv hervorgehoben werden. Das trägt dem Anspruch einer dynamischeren Periodisierung Rechnung. Dass allerdings die versammelten Werke dieses Zeitraums durchweg als spätantik bezeichnet werden, ist nicht unproblematisch. Die Fluidität der Epochen(grenzen) sollte stets im Blick behalten und deshalb eher von einer spätantiken Prägung der Zeit bis 800 gesprochen werden. „Taking language as a proxy for culture“ (S. XII), hat die Intention zur Folge, ein umfassendes Inventar der Werke in lateinischer, griechischer, syrischer, armenischer, georgischer und koptischer Sprache zu bieten. Der Vollständigkeit halber wurden auch jüdische Werke in aramäischer Sprache sowie Werke in mittelpersischer Sprache berücksichtigt. Die muslimische Historiographie wurde trotz ihres Einflusses ausgeklammert. Arabische Historiographie christlicher Provenienz ist aufgrund des Umstands, dass sie erst später einsetzt, nicht beachtet worden. Erwähnenswert ist noch der Hinweis, dass das Werk auf einer „particular conception“ (S. XIII) der Gattung Historiographie basiert und dass die Einleitung eine Beschreibung dieses Genus bietet. Die unterschiedlichen enthaltenen Genres und ihre Untergruppen werden ausführlich thematisiert. Im Repertorium selbst orientiert sich die alphabetische Ordnung der Lemmata am Namen des Autors in seiner anglisierten Form. Anonyme Autoren werden am Ende behandelt. Für alle Autoren werden die bekannten Namensformen sowie Informationen zur Lebenszeit, zum religiösen Hintergrund und zum sozialen Status aufgeführt. Dann folgen gereiht die Werke des jeweiligen Autors mit ihrem zeitgenössischen Titel in den bekannten Varianten und Angaben zu Gattung, Sprache, Erhaltungszustand, Datierung, Verortung der Entstehung, Länge, Berichtszeitraum sowie Quellen und Nutzern. Auf „Remarks“ folgen dann eine Auflistung der Manuskripte – wenn vorhanden – und abschließend eine Bibliographie, die je nachdem, was bekannt ist, Fragmente, Testimonien, Editionen und Übersetzungen sowie Sekundärliteratur auflistet. Der das Werk abschließende Indices-Teil ist erfreulich umfangreich und nimmt Werke und Autoren mehrmals nach unterschiedlichen Kriterien auf. Der Anspruch des Buchs als Recherchewerkzeug wird direkt in der Einführung formuliert. Dem wird es mit seinen 733 Einträgen im Prinzip gerecht. Nur knapp kann hier ein allgemeiner Kritikpunkt formuliert werden: Gerade bei den Werken, die dem Früh-MA zugeordnet werden können, fällt auf, dass die Bibliographie oft nur wenige Titel nennt. Hier finden sich gerne Verweise auf das digitale Repertorium „Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters“, das ausführlichere Angaben macht. Bereits eingangs wird darauf aufmerksam gemacht, dass es sich bei der clavis nicht um eine „list of sources for historical research“ (S. XII) handle, wie es beim erwähnten digitalen Repertorium der Fall sei, so dass sich diese Kritik scheinbar schon wieder erübrigt. Doch die Gründe dafür, dass beispielsweise beim Eintrag zur Fredegar-Chronik und zu Theodulfs Libri Carolini der Verweis auf das Repertorium fehlt, die gebotenen Bibliographien aber dürftig sind, erschließen sich nicht.

Christian Stadelmaier

(Rezensiert von: Christian Stadelmaier)