Antonella Fabbri, Camaldolesi e Vallombrosani nella Toscana medievale. Repertorio delle comunità monastiche sorte fra XI e XV secolo (Fragmentaria 3) Firenze 2021, Firenze Univ. Press, 650 S., Abb., ISBN 978-88-5518-409-0, EUR 39,90. – Das 11. Jh. ist bekanntlich eine Zeit der Kirchenreformen. In diesen vielschichtigen Kontext fügt sich auch das Entstehen und die Ausbreitung der monastischen Kongregationen der Kamaldulenser und Vallombrosaner, zwei der dynamischsten Ausprägungen des benediktinischen Geistes in Mittelitalien im Hoch-MA. Das Buch widmet sich einer Rekonstruktion der kamaldulensischen und vallombrosanischen Niederlassungen in der Toskana, der Ursprungsregion beider Kongregationen, von der aus sie sich in großer Geschwindigkeit über Mittel- und Norditalien verbreitet hatten, im Fall der Kamaldulenser sogar bis nach Sardinien. In den letzten drei Jahrzehnten erlebten Studien über Kamaldulenser und Vallombrosaner in Italien eine regelrechte Blüte. In diesem Umkreis eines erneuerten wissenschaftlichen Interesses hebt sich die Arbeit von F. vor allem dadurch heraus, dass sie die beiden Kongregationen gemeinsam betrachtet, „configurandosi sostanzialmente come un confronto fra le loro modalità di espansione e di interazione con altri soggetti operanti nel medesimo contesto geografico, con particolare attenzione alle dinamiche di insediamento e sviluppo delle comunità e alle problematiche connesse“ (S. 19). Diese Bemerkung am Beginn der Einleitung lässt erkennen, dass es sich hier um etwas anderes, Ergiebigeres handelt als nur ein nützliches topographisches Repertorium. Die Einleitung macht deutlich, welches Potential der Vergleich zwischen zwei Orden bietet, die sich in vielem ähneln (etwa Zeit und Ort ihrer Entstehung), aber auch große Unterschiede aufweisen, etwa in ihrer Haltung gegenüber der bischöflichen Autorität oder in ihrer direkten Teilnahme am Reformgeschehen. Der geographische Rahmen ist der der heutigen Region Toscana, der sich weitgehend, wenn auch nicht vollständig, mit der ma. Tuscia deckt (im Osten etwa waren Gebiete, die heute zur Toskana gehören, im MA Teile der Diözesen Città di Castello, Montefeltro oder, weiter nördlich, Faenza). Das Repertorium lehnt sich, wie die Vf. erklärt, an das Modell des Monasticon Italiae an, das vom Centro Storico Benedettino Italiano betrieben wird und bisher nur in Teilen fertiggestellt ist, und stützt sich auf Sekundärliteratur und gedruckte Quellen, berücksichtigt aber auch die in den letzten Jahren erzielten Fortschritte bei der Erschließung der Bibliotheken von Camaldoli und Vallombrosa, insbesondere die neuesten Daten, die im Internet zugänglich sind. Die Breite des Materials wird sichtbar in der reichen Bibliographie, die auch Webseiten erfasst (S. 581–640). Nach einem Überblickskapitel zur Geschichte der beiden Orden bis ins 15. Jh. (S. 37–62) beginnt das eigentliche Repertorium, das nach Diözesen gegliedert ist. Ein erster Teil stellt die kamaldulensischen Kommunitäten vor (101 Klöster), ein zweiter die vallombrosanischen (60 Klöster), insgesamt also 161 Einträge. Die einzelnen Einträge erfassen jeweils das Patrozinium, die Namen der Einrichtungen, ihre typologische Einordnung (Abtei, Kloster, Priorat, Eremitenzelle), ihre hierarchische Zuordnung, abhängige Kommunitäten, geographische Lage, territoriale Zugehörigkeit, chronologische Eckdaten, die verschiedenen religiösen Gemeinschaften, die den Ort im Lauf seiner Geschichte innehatten, Bemerkungen zur Geschichte, archivalische Dokumente und andere Materialien, hsl. oder unediert, schließlich eine kondensierte Bibliographie. Ergänzt wird das alles durch einen reichen, chronologisch aufgebauten Kartenanhang auf 27 Tafeln (S. 537–570). Ein Schlusskapitel fasst die Entwicklungslinien der beiden Kongregationen zusammen, zeichnet die Eigenart der beiden Orden nach, behandelt ihre weiblichen Zweige und ihr Verhältnis zu Städten. Am Ende steht eine knappe Darstellung der Situation im 15. Jh., als die Zahl der Klöster abnahm, aber auch ein starker Erneuerungswille spürbar wird, der sich in tiefgehenden Reflexionen über die eigene Identität äußerte. In diesem Zusammenhang spricht die Vf. von „un momento travagliato, di ripensamento, da cui tali famiglie religiose uscirono ridotte dal punto di vista numerico e più intensamente calate nelle dinamiche locali, ma anche latrici di nuove e più complesse identità basate sulla volontà di rinnovarsi“ (S. 580). Das Werk im Ganzen ist eine umfassende, systematisch angelegte und übersichtlich präsentierte Datensammlung. Es bietet nicht nur einen unverzichtbaren Ausgangspunkt für jede Suche nach kamaldulensischen und vallombrosanischen Niederlassungen in der ma. Toskana, sondern überhaupt für künftige Forschungen zum Thema, dank der vollständigen Erfassung der Bibliographie und des Archivmaterials.
Andrea Czortek (Übers. V. L.)
(Rezensiert von: Andrea Czortek)