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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 79,1 (2023) *.

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Lucie Doležalová / Adéla Ebersonová / Michal Dragoun, Katalog středověkých rukopisů a inkunábulí knihoven augustiniánských kanonií v Třeboni a Borovanech [Katalog der mittelalterlichen Handschriften und Inkunablen der Bibliotheken der Augustiner-Chorherren in Wittingau und Borovany], Praha 2021, Scriptorium, 1664 S. in 2 Bden., ISBN 978-80-7649-026-0, CZK 770. – Der Katalog bringt auf mehr als 1600 Seiten ein Verzeichnis und eine Analyse der Bibliothek der Kanonie Wittingau, von der eine ungewöhnlich große Anzahl von Bänden erhalten ist (293 Hss. und 92 Inkunabeln), und der Bibliothek ihrer Filiation in Borovany (56 Hss. und 27 Codices mit Inkunabeln). Ein eigener Teilkatalog erfasst die Büchersammlung des Kříž von Telč, eines bedeutenden Bibliophilen und Mitglieds der Kanonie Wittingau. Etwa 150 Seiten sind dem einleitenden analytischen Text gewidmet, der in fünf Kapitel unterteilt ist. Eine Einführung von Lucie Doležalová (S. 13–27) macht den Leser mit den Umständen der Gründung der Stifte Wittingau (1367) und Borovany (1455) und kurz mit der Geschichte der örtlichen Bibliothekssammlungen bekannt. Michal Dragouns Kapitel über Besitzvermerke (S. 28–49) und Signaturen (S. 50–95) entwickeln das Thema des Wachstums der untersuchten ma. Büchersammlungen weiter. Adéla Ebersonová (S. 96–144) zum Inhalt (aber nicht nur) der beiden Bibliotheken analysiert die grundlegenden Charakteristika der erhaltenen Bestände und vergleicht sie mit bereits untersuchten Bibliotheken anderer Augustiner-Chorherrenstifte. Am Ende der einleitenden Kapitel findet sich auch ein Text von Jan Ciglbauer (S. 145–154) über die notierten Hss. Die nächsten 1200 Seiten – der größte Teil des ersten und der gesamte zweite Band – werden von den Katalogen selbst eingenommen, die die überlieferten Hss. und Inkunabeln unabhängig von ihrem derzeitigen Standort erfassen. Die einzelnen Katalogeinträge sind sorgfältig bearbeitet – die Beschreibung entspricht den üblichen Anforderungen und übertrifft sie in vielen Fällen bei der Identifizierung selbst der kürzesten Texte, die in anderen Katalogen regelmäßig unter den allgemeinen Überschriften versus oder notae verloren gehen und von denen viele daher noch nicht identifiziert und eigenständig verwendet wurden. Natürlich wäre das Potenzial eines solch detaillierten Katalogs ohne die entsprechende Aufarbeitung durch Register nicht möglich, und im zweiten Band sind 16 davon zu finden. Das linguistische Register berücksichtigt nicht nur ganze Texteinheiten, sondern auch kürzere Ergänzungen und Übersetzungsglossen. Die drei chronologischen Register führen ungefähr und genau datierte Hss. und ebenso genau und ungefähr datierte Inkunabeln auf. Zwei Ortsregister geben detaillierte und allgemeine Provenienzen und Druckorte an. Es folgt ein ausführliches Namens-, Sach- und Fachregister, ein Register der Schreiber und Besitzer, ein Register der Drucker und Verleger, eine Liste der illuminierten Hss. und Inkunabeln und ein Verzeichnis der notierten Manuskripte. Das Register der zitierten Hss. und Drucke erleichtert die Arbeit mit den einleitenden Kapiteln und gibt einen Überblick über die für diese Arbeit verwendeten in- und ausländischen Sammlungen. Ein Register der lateinischen, tschechischen und deutschen Incipits darf natürlich nicht fehlen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Publikation zum Besten gehört, was die aktuelle tschechische Schule der Kodikologie zu bieten hat.

Ondřej Vodička

(Rezensiert von: Ondřej Vodička)