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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 79,1 (2023) *.

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Abbonis Floriacensis Miscellanea de computo, de astronomia et de cosmographia secundum codicem Berolinensem Phill. 1833 ed. Alfred Lohr. Introductionem historicam addidit Barbara Obrist (CC Cont. Med. 300) Turnhout 2019, Brepols, LXXXV u. 199 S., Abb., ISBN 978-2-503-58476-8, EUR 210. – Abbo von Fleury wurde 940/45 in der Gegend von Orléans geboren. Er wurde in Fleury unterrichtet und wirkte dort schon früh selbst als Lehrer. Von 985 bis 987 lehrte er im Kloster Ramsey (England). 988 wurde er zum Abt von Fleury gewählt. Bei der Inspektion von La Réole, einem Priorat von Fleury in der Gironde, wurde Abbo 1004 von aufsässigen Mönchen ermordet. Abbo beschäftigte sich intensiv mit der Zeitrechnung (Computus), die sich am Ostertermin orientierte. 978 schrieb er eine Abhandlung, die er 982 als Computus vulgaris neu bearbeitete. Dies ist kein literarisches Werk, sondern ein Sammelband aus Tabellen, Anweisungen und Entwürfen. Daher wurde er von den Abschreibern gekürzt, erweitert und verändert, so dass Abbos authentischer Text bis heute nicht rekonstruiert ist und in keiner kritischen Edition vorliegt. In der vorliegenden Ausgabe ist eine Sammlung mit Beiträgen zu Computus, Astronomie und Kosmologie ediert, die sich in der Hs. Phill. 1833 der Staatsbibl. in Berlin befindet (fol. 23r–61v) und die mit Abbo in engem Zusammenhang steht. Die Edition wurde von L. erstellt, einem vorzüglichen Kenner der ma. Komputistik. Der Ausgabe vorangestellt ist auf S.VII–L eine detaillierte historische Einleitung von O. über Abbo von Fleury und seine Beiträge zur Komputistik. Es folgt auf S. LI–LXXIV von L. eine „Einführung in die Edition“. Sie enthält zunächst sehr ausführliche Angaben über die einzelnen Bestandteile der Berliner Sammlung. Einige davon wurden sicher von Abbo selbst verfasst, andere sind Bearbeitungen von ihm, und einige wurden wahrscheinlich von Dritten redaktionell bearbeitet. Es bleibt offen, wer die in der Berliner Hs. erhaltene Zusammenstellung redigiert und ob Abbo dabei mitgewirkt hat. L. geht auch auf frühere Editionen ein, insbesondere auf die Teile der Sammlung, die früher in Ausgaben von Bedas Werken gedruckt wurden: von Johannes H. Heerwagen (Hervagius) (1563) und von J.-P. Migne (PL 90, 1850). Die Einführung endet mit den editorischen Grundsätzen und dem Literaturverzeichnis. Die Edition (S. 1–146) enthält neben dem kritischen Apparat auch einen Similienapparat. In einer Appendix (S. 147–154) sind verwandte Texte aus Burgerbibl. Bern, Cod. 250 und 306, ediert. Der Band endet mit 35 farbigen Faksimiles aus dem Cod. Phill. 1833 und drei Indices (Stellen aus der Bibel, Quellen, Namen- und Ortsregister).

Menso Folkerts

(Rezensiert von: Menso Folkerts)