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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 79,1 (2023) *.

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Sławomir Jóźwiak / Adam Szweda, Dwór wielkich mistrzów zakonu krzyżackiego w Malborku. Siedziba i świeckie otoczenie średniowiecznego władcy zakonnego [Der Hochmeisterhof auf der Marienburg. Sitz und weltliche Umgebung eines mittelalterlichen Ordensherrschers], Toruń 2022, Wydawnictwo Naukowe Uniw. Mikołaja Kopernika, 375 S., ISBN 978-83-231-4630-8, PLN 46. – Zwei Schwerpunkte setzen die Vf. in ihrer Untersuchung des Marienburger Hofs: die räumliche Ordnung der hochmeisterlichen Residenz und die Teilnahme weltlicher Personen am höfischen Leben. Die Einleitung (S. 11–40) enthält eine Besprechung des Forschungsstands und der Quellenbasis, wie auch Überlegungen zur Definition des ma. Hofs. Das erste Kapitel (S. 41–77) gibt einen Abriss der verfassungsrechtlichen, sozialen und wirtschaftlichen Grundlagen der Landesherrschaft des Deutschen Ordens. Im Licht der bisherigen Forschung zum Ständewesen im Ordensland Preußen überrascht die radikale Ansicht der Vf.: „Mitglieder der bürgerlichen und ritterlichen Eliten hatten keine Chancen, irgendeine Rolle in der Innen- bzw. Außenpolitik zu spielen“. Das umfangreiche zweite Kapitel (S. 79–145) ist der räumlichen Struktur der hochmeisterlichen Residenz gewidmet. Gegenstand der Untersuchung sind die Baugeschichte und die Funktionen der Gebäude und Räume des Hochmeisterpalasts. Ein wichtiges Element der Überlegungen ist die Auseinandersetzung mit dem von Christofer Herrmann erarbeiteten Konzept der räumlichen Gestaltung des Hochmeisterpalasts (Der Hochmeisterpalast auf der Marienburg, 2019). Die Vf. beschreiben die räumliche Ordnung der Marienburg als Hybridform, die monastische Funktionen mit den repräsentativen Funktionen des Territorialherrschers verband. Das dritte Kapitel (S. 147–272) liefert Betrachtungen über die Funktion und Unterbringung der weltlichen Höflinge und Hofbeamten. Angemessene Aufmerksamkeit wird den Dienern der Hochmeister, den Kämmerern und Unterkämmerern geschenkt. Darüber hinaus umfasst die Analyse Herolde und Ärzte, wie auch die Höflinge, die am Tisch des Hochmeisters dienten. Die Vf. weisen auf eine zunehmende „Verfürstlichung der Macht des Hochmeisters“ ab der Mitte des 14. Jh. hin, die sich u. a. in der wachsenden Zahl von weltlichen Höflingen im Gefolge des Ordensvorstehers ausdrückte. Im vierten Kapitel (S. 273–282) werden die Residenzen der Großkomture und der Tressler besprochen. Gegenstand des Interesses ist sowohl die räumliche Anlage der Residenzen dieser bedeutendsten Marienburger Gebietiger als auch die soziale Zusammensetzung ihrer Höfe. Im fünften Kapitel (S. 283–312) werden die Elemente höfischen Lebens und höfischer Sitten auf der Marienburg behandelt, vor allem Musikanten, Gaukler, Hofnarren, Liedersänger, aber auch Ehrentisch und Jagd. Das letzte Kapitel (S. 313–323) stellt eine kurze Betrachtung der Unterbringung von Gästen in der Hochmeisterresidenz dar. Das materialreiche, grundlegende Buch wird durch eine Bibliographie und eine Zusammenfassung, die auch ins Deutsche übersetzt ist, beschlossen. Das Fehlen eines Registers ist sehr bedauerlich.

Roman Czaja

(Rezensiert von: Roman Czaja)