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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 79,1 (2023) *.

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Jerzy Sperka, Książęta i księżne raciborscy (1290/1291–1521) [Die Herzöge und Herzoginnen von Ratibor], Kraków 2022, Wydawnictwo Avalon, 432 S., ISBN 978-83-7730-595-9, PLN 89. – Das Buch stellt die Biographien der Herrscher von Ratibor zusammen, einem der wichtigeren politischen Zentren Oberschlesiens, wo zunächst Piasten herrschten, welche aber die Herrschaft früh (1336) einem Nebenzweig der böhmischen Přemysliden (den Nachkommen des Nikolaus von Troppau, † 1318, eines unehelichen Sohns von König Přemysl Ottokar II.) überlassen mussten. Eine Genealogie der Troppauer Přemysliden hat letztens der tschechische Historiker Marek Starý vorgelegt (Opavští Přemyslovci, 2021), aber seine Arbeit kollidiert inhaltlich nicht mit dem besprochenen Buch. S. geht nämlich weit über rein genealogische Fragen hinaus und bemüht sich, für jede der betrachteten Personen einen vollständigen Lebenslauf anzufertigen, mit einer breiten Darstellung ihrer politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Aktivität (darunter auch die Stiftungstätigkeit). Berücksichtigt sind sowohl die Herzöge als auch ihre Gemahlinnen, wobei die Personen (meistens Frauen) unbeachtet bleiben, deren Schicksale nicht genauer zu rekonstruieren sind (ihre Erwähnungen schlagen sich also lediglich in den Biographien ihrer Eltern bzw. Männer nieder). Die 25 so konzipierten Biographien bilden einerseits eine bunte und eingehende Darstellung der Geschichte des Herzogtums Ratibor und andererseits wertvolle Beiträge zur Genealogie verschiedener hochadliger Geschlechter Schlesiens, Polens, Litauens usw. Die Ausführungen stützen sich nicht nur auf sorgfältig gesammelte Literatur, sondern vor allem auf das mühsam zusammengestellte, umfangreiche Quellenmaterial, darunter auch zahlreiche Archivalien. In der Einführung sind interessante Informationen zur Demographie (die Lebensdauer war sehr unterschiedlich, die Männer starben meist um das 40. Lebensjahr, die verheirateten Frauen etwas früher, besonders lang lebten hingegen diejenigen, die ins Kloster eintraten), zur Heiratspolitik und zu den Grabstätten (meistens bei den Dominikanerinnen in Ratibor) zu finden. Trotz einer naheliegenden Tendenz zur Lokalgeschichte haben wir es mit einer wertvollen Abhandlung zu tun, deren Ergebnisse zumindest für die gesamtschlesische Landesgeschichte wichtig sind. Neben einer Bibliographie und einem Personenregister ist auch eine ziemlich detaillierte deutsche Zusammenfassung beigefügt (S. 429–432).

Tomasz Jurek

(Rezensiert von: Tomasz Jurek)