Europa sięga nad Bałtyk. Polska i Pomorze w kształtowaniu cywilizacji europejskiej (X–XII wiek) [Europa gelangt bis zur Ostsee. Polen und Pommern in der Gestaltung der europäischen Zivilisation (10.–12. Jh.)], hg. von Stanisław Rosik (Scripta Historica Europaea 5) Wrocław 2020, Uniw. Wrocławski, 711 S., ISBN 978-83-955971-4-5. – Der Band, der als Ergebnis eines Forschungsprojekts entstanden ist, enthält Studien von Historikern und Archäologen zu verschiedenen Aspekten der Herausbildung von Staatlichkeit in Polen und Pommern/Pommerellen und zum allmählichen Eintreten dieser Länder in den christlichen Kulturkreis. Am Anfang steht ein forschungsgeschichtlicher Abriss mit Beiträgen über die Forschung zur Entstehung Europas (S. Rosik / Tomasz Wiślicz, S. 13–33) und zu den Anfängen Polens und Pommerns (Paweł Migdalski, S. 35–115). Der zweite Teil ist wechselseitigen Beziehungen und parallelen Entwicklungen gewidmet, mit Arbeiten zur Stammesverfassung (S. Rosik / Marie Bláhová / Marian Rębkowski, S. 119–141), zur Rolle der „Fremden“, insbesondere Sachsen und Normannen (Władysław Duczko, S. 143–157), zum „frühen Staat“ der Piasten (Sławomir Moździoch / Andrzej Pleszczyński, S. 159–239), zur frühesten Phase der Christianisierung Pommerns im 10./11. Jh. (S. Rosik / M. Rębkowski, S. 241–279) und mit Bemerkungen über die Entstehung des Begriffs Pommern, eines in Interaktion mit dem polnischen Hinterland geprägten Terminus (S. Rosik, S. 281–291). Der dritte Teil behandelt die „Suche nach einem eigenen Weg“ in beiden Ländern im 12. Jh., mit Studien über Pommern als Element des damaligen „Kommunikationsraums“ (Aleksander Paroń, S. 295–320), über die polnische Expansion in Pommern und die endgültige Christianisierung zur Zeit Bolesławs III. Schiefmund (S. Rosik / M. Rębkowski, S. 321–392), über die Interpretation dieses Kampfs im Geist des Kreuzzugsideals (Darius von Güttner-Sporzyński, S. 393–402), über die Anfänge der kirchlichen Strukturen in Pommern (Marcin R. Pauk, S. 403–470), über Rivalitäten zwischen Pommern und seinen Nachbarmächten (Zbigniew Dalewksi, S. 471–544), über den Verlauf der polnisch-pommerschen Grenze (P. Migdalski, S. 545–550), über die pommersche Burgenorganisation (M. R. Pauk, S. 551–560) und endlich zur Wahrnehmung Pommerns durch Autoren aus dem Reich (A. Pleszczyński / S. Rosik, S. 561–587). Die Texte sind jeweils als Spezialstudien zu sehen und bilden zusammen nicht ein geschlossenes, komplexes Ganzes, aber die Komposition scheint gut durchdacht, und die Artikel zeigen ein buntes Panorama der politischen und kulturellen Entwicklungen in der Region, die zudem in gegenseitigen Abhängigkeiten und Verflechtungen betrachtet werden. So darf der Band als gelungenes Beispiel einer „kollektiven Monographie“ betrachtet werden. Es sind zwar kaum bahnbrechende Thesen zu finden, doch gibt es viele wichtige und wertvolle Feststellungen und Interpretationen. Interessant an sich ist die vergleichende Behandlung der Geschichte zweier Länder, welche Gelegenheit zum Nachdenken über das Funktionieren von Nachbarschaft zwischen der Christanitas und dem Barbaricum bietet. Hervorzuheben ist der interdisziplinäre Charakter der Darstellung und die Loslösung von nationalen Vorurteilen. Manche Probleme hätte man vielleicht breiter darstellen können, z. B. die Möglichkeit der Herausbildung einer pommerschen Nationalität. Es ist zu bedauern, dass bei einem so interessanten Buch, das mit Abbildungen, Karten und einem Register ausgestattet wurde, eine Zusammenfassung in einer fremden Sprache fehlt.
Tomasz Jurek
(Rezensiert von: Tomasz Jurek)