Walahfrid Strabo, De imagine Tetrici. Das Standbild des rußigen Dietrich, eingeleitet, hg., übersetzt und kommentiert von Tino Licht (Reichenauer Texte und Bilder 16) Heidelberg 2020, Mattes, 131 S., 16 Abb., ISBN 978-3-86809-164-9, EUR 12,80. – Walahfrids Gedicht über das Standbild des Gotenkönigs Theoderich vor der Aachener Pfalz ist kein unbekannter Text – was nicht heißt, dass er nicht noch viele ungelöste Rätsel aufgeben würde. Er liegt längst schon in mehreren wissenschaftlichen Editionen vor, darunter die MGH-Ausgabe von E. Dümmler (Poetae 2, 1884, S. 370–379); zuletzt hat 1991 M. Herren eine Edition vorgelegt (vgl. DA 48, 206). Dabei ist das Gedicht nur in einer einzigen Hs. überliefert, St. Gallen, Stiftsbibl., 869 (um 900). Doch hat der ehrgeizige junge Dichter sich so bemüht, seine Kunstfertigkeit in ungewöhnlichen, schwer verständlichen Formulierungen zur Schau zu stellen, und zugleich sind viele Anspielungen derart zeitgebunden, dass nicht nur der Schreiber der Hs., sondern auch moderne Editoren vor manches knifflige Problem gestellt sind. L. hat bei der Textgestaltung in der Regel die Wahl zwischen den Emendationen seiner Vorgänger; eigene Konjekturen nimmt er nicht vor. Allerdings bemüht er sich mehr als alle bisherigen Editoren um Nähe zur St. Galler Hs. (vgl. besonders die Beibehaltung des lukrezischen potestur in V. 96, S. 84 und vgl. S. 45f.) und gibt sogar deren Gliederung durch rubrizierte Verse im Druckbild wieder. Die zuverlässige Übersetzung in deutsche Hexameter macht den Text auch einem fachfremden Publikum zugänglich, ebenso wie die Einleitung, die den Forschungsstand gut verständlich zusammenfasst. Ein wohltuend knapper Kommentar begründet editorische und übersetzerische Entscheidungen, bietet Sacherklärungen und literarische Parallelen.
V. L.
(Rezensiert von: Veronika Lukas)