Rudolf A. A. Bosch, Stedelijke macht tussen overvloed en stagnatie. Stadsfinanciën, sociaal-politieke structuren en economie in het hertogdom Gelre, ca. 1350–1550 (Werken uitgegeven door Gelre 62) Hilversum 2019, Uitgeverij Verloren, 582 S., Abb., Karten, ISBN 978-90-8704-772-6, EUR 49. – In seiner Diss. (Groningen 2018) geht B. der Beziehung zwischen Territorialisierung, Urbanisierung, Wirtschaft und finanzieller Institutionalisierung anhand zweier Städte im Herzogtum Geldern im späten MA nach. Die Erforschung solch komplexer Strukturen hat durchaus Tradition: So wurden für den Westen der Niederlande (Flandern, Brabant, Holland) die wirtschaftlichen und finanziellen Effekte der burgundisch-habsburgischen Herrschaft bereits ausgiebig untersucht, um dadurch die spätere Blütezeit des Goldenen Zeitalters (17. Jh.) erklären zu können. B. weist zu Recht darauf hin, dass die Gebiete im Osten und Norden der Niederlande kaum detailliert erforscht worden sind. Im Osten hatte sich (seit dem 12. Jh.) rasch eine urbane Wirtschaft herausgebildet. Städte wie Deventer, Kampen, Zutphen und Arnheim waren in überregionale Handelsnetzwerke eingebunden, wodurch sich hier bereits früh Finanzkapital ansammelte. Anders als im Westen jedoch stagnierte das Wachstum zu Beginn des 15. Jh. Gleichzeitig wuchs der burgundische Druck auf eine Einverleibung des Herzogtums, was die Städte unbedingt vermeiden wollten. Anhand der Städte Arnheim und Zutphen geht B. der Frage nach, welche Effekte die politischen und wirtschaftlichen Prozesse auf die Entwicklung der städtischen Finanzverwaltung in der Zeit von 1350 bis 1550 hatten. Das Buch ist in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil (S. 23–232) bietet eine Übersicht zu Politik, Wirtschaft und Finanzverwaltung in Geldern. Den zweiten Teil (S. 233–515) bildet eine qualitative Analyse der Stadtrechnungen von Arnheim und Zutphen. B. erklärt die folgende paradoxe Situation anhand der städtischen Politik und Finanzverwaltung: Generell haben beide Städte ihren politischen Einfluss in Geldern ausbreiten können, aber gleichzeitig gerieten sie durch die ständige Kreditvergabe an den Landesherrn und die unsichere Kriegssituation in eine Finanzkrise. Die wiederholten Steuererhöhungen hatten soziale Unruhen zu Folge, die (in unterschiedlichem Maß) zu mehr Partizipation der Stadtbevölkerung in der Finanzpolitik des Rates führten. Erst in der ersten Hälfte des 16. Jh. konnten beide Städte ihre Schuldenlast wieder loswerden; ihre Marktfunktion war mittlerweile regional geworden. Im Detail sind diese Phänomene allerdings unterschiedlich verlaufen. Es ist dem Vf. gelungen, sowohl eine Übersichtsdarstellung für Interessierte als auch zwei wissenschaftlich fundierte Fallstudien zu bieten. Aus Sicht der Rez. lässt sich lediglich ein detaillierterer Einblick in die Stadtrechnungen vermissen, die in der Studie eher summarisch in Abschnitten von meist 5 oder 20 Jahren aufgezeigt werden. Die vielen Abbildungen sowie eine Zusammenfassung in drei Sprachen machen die komplexen Inhalte leichter zugänglich. Ein Orts- und Namenregister rundet die gelungene Studie ab.
Evelien Timpener
(Rezensiert von: Evelien Timpener)