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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 79,1 (2023) *.

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Matthew Hefferan, The Household Knights of Edward III. Warfare, Politics and Kingship in Fourteenth-Century England (Warfare in History) Woodbridge 2021, The Boydell Press, XIV u. 336 S., Diagramme, Karten, Tabellen, ISBN 978-1-78327-564-9, GBP 75. – Eduard III. von England umgab sich mit einer jährlich wechselnden Mannschaft von Haushaltsrittern und folgte damit einem Brauch, der bis ins 12. Jh. zurückging. H. untersucht, wie und warum Eduard Haushaltsritter erkor, wen er dazu wählte, für welche Dienste und welchen Lohn. Erstmals nimmt er dabei Eduards gesamte Herrschaftszeit in den Blick (1327–1377). So will er verdeutlichen, welchen Platz die Haushaltsritter Eduards im englischen Königreich einnahmen; wie wichtig sie für die königliche Herrschaft waren; und wie weit sich diese Wichtigkeit aus ihrem Dienst als Haushaltsritter ergab. Ein weiteres Ziel H.s ist es, zu prüfen, ob sich die zum Teil widersprüchlichen Forschungsthesen zu den früheren und späteren Haushaltsrittern Englands vereinbaren lassen: Zwar ist es weithin akzeptiert, dass die früheren Haushaltsritter des 13. und frühen 14. Jh. den Kern des englischen Heers bildeten und auch als königliche Berater wirkten, zudem als Beamte (z. B. als Sheriffs), Diplomaten und Parlamentarier. Umstritten ist aber, ob Haushaltsritter später, im späten 14. und im 15. Jh., den Königen Englands auch Probleme bereiteten – ob es einen unausweichlichen Konflikt zwischen „öffentlichen“ und „privaten“ Verpflichtungen der Könige gab, der sie dazu verleitete, ihre treuen Gefährten übermäßig zu Rate zu ziehen, zu privilegieren und in Schutz zu nehmen (oder jedenfalls bei anderen Adligen und bei den Commoners diesen Eindruck zu erwecken). Von den Haushaltsrittern Eduards III. sind 284 namentlich in den Quellen erwähnt (S. 1 und Anhang 1). H. weist darauf hin, dass bei weitem nicht alle bezeugt sind, und erhebt auch nicht den Anspruch, alle verfügbaren Quellen ausgewertet zu haben (S. 16 und 262). Er kommt aber zu durchweg überzeugenden Ergebnissen, die hier nicht alle resümiert werden können. Wie er unter anderem zeigen kann, rekrutierte Eduard III. Haushaltsritter während der ersten 30 Jahre seiner langen Herrschaft vor allem zu militärischen Zwecken, für seine Kriege gegen Schottland und Frankreich. Danach, ab den 1360er Jahren, diente nur noch eine geringe Zahl an „Rittern der königlichen Kammer“ (milites camere regis). Dies sieht H. als „dramatischen Wandel“ des „Systems“ der Haushaltsritter (S. 45), entgegen der bisherigen These, dass es sich lediglich um einen quellenbegrifflichen Wandel handle. Für H. steht fest, dass die Haushaltsritter eine wichtige Rolle spielten in Krieg und Politik. Was die Frage betrifft, ob dies das Ergebnis davon war, dass sie als Haushaltsritter gedient hatten: Hier weist er zu Recht darauf hin, dass es auf Grund der Quellenlage schwierig ist, die Haushaltsritter untereinander sowie mit anderen königlichen Dienstmännern zu vergleichen. Er plädiert aber dafür, den Dienst als Haushaltsritter als wichtigen Schritt in ihrer Karriere zu sehen, als einen, der einen esprit de corps unter ihnen stiftete sowie ihnen zu militärischen Führungsrollen, Ämtern und Würden verhalf (S. 259). Was schließlich das politische Konfliktpotenzial der Haushaltsritter angeht, so stellte dieses H. zufolge gewiss eine Herausforderung dar, aber eine, die Eduard III. gut meisterte, wenn auch eher auf opportunistische Weise denn strategisch. So entlohnte er seine Haushaltsritter großzügig genug, um sicherzustellen, dass er auf sie zählen konnte; aber nicht so großzügig, dass er dadurch Anstoß erregt hätte. Auch mischten sich die Haushaltsritter unter ihm nicht zu sehr in die Lokalpolitik ein (vor allem, weil Eduard ihre Dienste eher für seine Kriege benötigte), so dass Eduard III. die Grafschaften (shires) ihretwegen nicht gegen sich aufbrachte. H. wirft neues Licht auf Eduards III. Fertigkeiten als Herrscher und hat nicht nur deswegen einen wichtigen Beitrag zur Geschichte der Verfassung und Politik des spätma. England geleistet.

Max Lieberman

(Rezensiert von: Max Lieberman)