The Art & Science of Illuminated Manuscripts. A Handbook, ed. by Stella Panayotova, London 2020, Harvey Miller Publishers, 528 S., Abb., ISBN 978-1-912554-59-1. – Das Handbuch, das darauf abzielt, eine Brücke zwischen naturwissenschaftlichen Methoden und Hss.-Forschung zu schlagen, setzt sich aus zwei Teilen zusammen. Abschnitt 1 besteht aus sechs kurzen Essays, die einzelne Aspekte dieses Ansatzes näher ausführen. Stella Panayotova, Introduction: The Integrated Analyses of Illuminated Manuscripts (S. 11–23), erläutert zunächst das Konzept der „integrated analyses“ und zeigt im Vorgriff auf den zweiten Teil des Bandes anhand einzelner Fallbeispiele, welche Ergebnisse durch diesen Ansatz zu gewinnen sind. – Nancy K. Turner / Doris Oltrogge, Pigment Recipes and Model Books. Mechanisms for Knowledge Transmission and the Training of Manuscript Illuminators (S. 25–34), skizzieren die möglichen Wege einschlägigen Wissens, das für die Buchilluminierung notwendig war. – Paola Ricciardi / Catherine Schmidt Patterson, Science of the Book. Analytical Methods for the Study of Illuminated Manuscripts (S. 35–71), geben einen detaillierten Überblick über naturwissenschaftliche Methoden der Untersuchung illuminierter Hss. und ihrer jeweiligen Einsatzmöglichkeiten. – Edward Cheese, From Pelt to Painted Page: Western Medieval Manuscript Parchments (S. 73–94), schildert die Herstellung von Pergament im MA und die sich daraus ergebenden Konsequenzen, was die sehr unterschiedliche Qualität und Bearbeitung des Beschreibstoffs angeht, und ignoriert dabei zur Gänze die nicht-englischsprachige Literatur wie zum Beispiel den wichtigen, von Peter Rück hg. Band zum Thema (vgl. DA 48, 731f.). – Elina Dobrynina, Painting Materials and Techniques in Byzantine and Slavonic Illuminated Manuscripts, c. 800–c. 1500 (S. 95–125), informiert über die Eigenheiten byzantinischer bzw. altrussischer illuminierter Hss. in Hinsicht auf die Präparierung des Pergaments und die Techniken der Buchmaler. – Stella Panayotova, Painting Materials and Techniques in Western Illuminated Manuscripts c. 600–c. 1600 (S. 127–170), erläutert anhand der Auswertung der im Band präsentierten „case studies“ höchst detailliert die in der ma. Buchausstattung verwendeten Materialien (Metalle, Pigmente) und Techniken, über die man mit Hilfe moderner naturwissenschaftlicher Untersuchungsmethoden zu deutlich valideren Erkenntnissen kommen kann, sowie zeitliche und geographische Trends ihrer Verwendung. – Abschnitt 2 bietet auf über 300 Seiten „Case studies“ von 58 Hss. aus dem 6.–16. Jh., die zum allergrößten Teil, aber nicht nur aus Cambridger Sammlungen (und hier wiederum insbesondere aus dem Fitzwilliam Museum) stammen. Hier werden die Ergebnisse materialtechnologischer und kunsthistorischer Untersuchungen des jeweiligen Codex detailliert vorgestellt. Darunter sind eine Reihe von weniger bekannten illuminierten Hss. (und auch zwei Inkunabeln), daneben aber auch sehr prominente Exemplare wie das Göttinger Musterbuch oder die Lambeth Apocalypse. Der Band stellt auf dem Gebiet der materialtechnologischen Untersuchungsmethoden für illuminierte Hss. sowohl hinsichtlich seiner wissenschaftlichen Qualität als auch seiner vorzüglichen Abbildungen ein Standardwerk dar. Dabei demonstriert der Verlag, wie man ein üppig und sehr gut illustriertes Buch auch zu einem vernünftigen Preis anbieten kann.
M. W.
(Rezensiert von: Martin Wagendorfer)