Der Rotulus im Gebrauch. Einsatzmöglichkeiten – Gestaltungsvarianz – Deutungen, hg. von Étienne Doublier / Jochen Johrendt / Maria Pia Alberzoni (AfD Beiheft 19) Wien / Köln / Weimar 2020, Böhlau Verlag, 464 S., Abb., ISBN 978-3-412-51802-8, EUR 70. – Der Sammelband, der auf eine 2016 an der Bergischen Univ. Wuppertal durchgeführte Tagung zurückgeht, behandelt in insgesamt 20 Beiträgen in deutscher, italienischer und englischer Sprache, zu welchen noch eine Einleitung der Hg. hinzukommt, die ma. Quellengattung der Rotuli vorwiegend anhand exemplarischer Analyse von Einzelobjekten; insbesondere, aber nicht ausschließlich, wird ein transalpiner Vergleich zwischen italienischen und nordalpinen Stücken der Gattung angestrebt. Die Beiträge gliedern sich in vier Sektionen, wobei Sektion 2 über den „Rotulus im ökonomisch-administrativen Bereich“ mit fünf Beiträgen – darunter etwa Christian Lackner (S. 105–116) zu den Rotuli im sogenannten „Habsburgischen Urbar“ und Mark Mersiowsky (S. 169–203) zu Rollenrechnungen im 13. und 14. Jh. – sowie Sektion 3 zum „Rotulus im juristisch-administrativen Bereich“ mit neun Beiträgen – darunter gleich zwei zum rotolo San Domenico 77/7411 im Archivio di Stato di Bologna (Lorenza Iannacci, S. 279–302, und Annafelicia Zuffrano, S. 303–321) – den Kern des Bandes ausmachen. Ergänzt werden diese beiden zentralen Sektionen einerseits durch zwei Berichte zur Digitalisierung von Rotuli (Sektion 4) aus dem Archivio di Stato di Perugia (Pier Maurizio Della Porta, S. 391–396) und dem Landesarchiv Nordrhein-Westfalen (Johannes Burkardt, S. 397–423) sowie durch die sehr bunte Sektion 1 über „Varianten der Rotulusverwendung“, in der nicht-administrative und nicht-juristische Formen des Rotulus zum Zug kommen wie etwa Universalchroniken (Elena Vanelli, S. 51–64) oder Pilger- und Reiseliteratur sowie literarische Aufführungstexte in Rotulus-Form (Nine Miedema, S. 23–49). Dass andere Felder wie zum Beispiel Universitätsrotuli überhaupt nicht oder zumindest nicht in eigenen Beiträgen thematisiert werden, ist weniger ein den Hg. anzulastendes Defizit, sondern zeigt die Vielfalt dieser Quellengattung, die der Band eindrücklich vor Augen führt, auch wenn ein Register der Archiv- und Bibl.-Signaturen bzw. der erwähnten Rotuli ihn noch nützlicher gemacht hätte.
M. W.
(Rezensiert von: Martin Wagendorfer)