Enea Silvio Piccolomini, Historia Gothorum, a cura di Francesca Sivo (Il Ritorno dei Classici nell’Umanesimo IV: Edizione nazionale dei testi della storiografia umanistica 14) Firenze 2021, SISMEL – Edizioni del Galluzzo, XXII u. 240 S., Abb., ISBN 978-88-8450-979-6, EUR 46. – Ende 1452/Anfang 1453 übersandte der Humanist Eneas Silvius Piccolomini Kardinal Juan Carvajal einen von ihm verfassten Auszug aus der Gotengeschichte des Jordanes, die er in einer Hs. im heute niederösterreichischen Benediktinerstift Göttweig aufgefunden hatte, wie er im einleitenden Begleitschreiben berichtet. Dieser Text lag bisher nur in einem Druck von 1730 (Duellius) vor und wird hier erstmals kritisch auf Basis der erhaltenen Überlieferung ediert (neben dem Druck kann die Editorin sechs Hss. nachweisen, fünf davon stammen noch aus dem 15. Jh.; die sechste wurde erst um 1700 kopiert). Die Einleitung informiert zunächst über den Göttweiger Fund, bettet dann den Text in die Geschichte des Frühhumanismus und dessen Interesse an den Goten sowie in die Literaturgeschichte der Textgattung „Epitome“ ein und untersucht anschließend in inhaltlicher sowie sprachlich-syntaktischer Hinsicht, wie sich Piccolomini den Ausgangstext zu eigen machte. Der Editionstext selbst enthält neben dem textkritischen auch einen ausführlichen Sachapparat, in dem nicht nur im Text vorkommende Personen, Orte und Ereignisse kommentiert, sondern auch penibel die Übernahmen aus dem Jordanes-Text bzw. Abweichungen davon verzeichnet werden. Sehr ärgerlich ist allerdings, dass bei der Beschreibung der Textzeugen (ohne dass darauf explizit hingewiesen würde) offenbar nur die teils schon in die Jahre gekommenen Beschreibungen aus den einschlägigen Hss.-Katalogen wiedergegeben werden (was etwa dazu führt, dass für 2o Cod. 132 der Staats- und Stadtbibl. Augsburg noch immer auf die gedruckten Wasserzeichen-Repertorien von Briquet und Piccard verwiesen wird) und offensichtlich auf Autopsie verzichtet worden ist, die bei einer so geringen Anzahl von Textzeugen sicher zumutbar gewesen wäre – daraus resultieren klarerweise Hss.-Beschreibungen von sehr unterschiedlicher Erschließungstiefe; ganz zu schweigen davon, dass bei mehreren Hss. die Datierung „sec. XV“ angegeben wird, was angesichts des erst nach der Jahrhundertmitte entstandenen Texts doch etwas unpräzise erscheint. Dennoch wird die Piccolomini-Forschung auf der Habenseite verbuchen, dass sich nunmehr die Zahl jener Texte des Sienesen, die nur in alten Drucken vorliegen, weiter reduziert hat und man nun auch für die Historia Gothorum auf eine moderne Edition zurückgreifen kann.
M. W.
(Rezensiert von: Martin Wagendorfer)