Harald Horst, Wissensraum Klosterbibliothek Hohenbusch. Die Bibliothek des Kreuzherrenklosters Hohenbusch und ihre Rekonstruktion in kulturhistorischer Perspektive (Libelli Rhenani 76) Köln 2020, Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibl. mit Bibl. St. Albertus Magnus, 530 S., Abb., ISBN 978-3-939160-86-1, EUR 25. – Die 2017 an der Humboldt-Univ. zu Berlin als Diss. angenommene Arbeit rekonstruiert die Bibliothek des 1302 gegründeten Kreuzherrenklosters Hohenbusch bei Erkelenz am Niederrhein. Ausgangspunkt ist mangels älterer Bücherverzeichnisse ein 1801 im Auftrag der französischen Verwaltung durch den Commissaire spécial Bernhard von Schönebeck angelegtes (sicher nicht vollständiges und auf nicht näher bestimmbaren Auswahlkriterien beruhendes) Inventar, das 265 Nummern umfasst, von welchen heute noch ca. 130 Hss. und frühe Drucke in Europa und Übersee, zum allergrößten Teil in der Diözesanbibl. Köln identifizierbar sind; dazu kommen noch einige weitere, nicht im Inventar aufgeführte Exemplare, die aus anderen Gründen der Hohenbuscher Sammlung zugeordnet werden können. Die Transkription des Inventars und, wo möglich, die Identifizierung der entsprechenden Bände sowie deren exemplarspezifische Beschreibung bilden den Kern der Arbeit (Kapitel 4). Die vorangehenden, zum eigentlichen Thema hinführenden Abschnitte 1–3 skizzieren kurz und sehr konzis den derzeitigen Forschungsstand, die Geschichte des Kreuzherrenklosters sowie diejenige seiner Bibliothek in der Säkularisation; ab Kapitel 5 erfolgt die Auswertung der identifizierten und noch erhaltenen Bände in Hinblick auf Besitzvermerke, Schreiber, Buchschmuck, Einbände, Signaturen usw., wodurch wichtige Erkenntnisse zur Schriftkultur des Klosters gewonnen werden können (auszugehen ist wohl zumindest von einer eigenen Buchbinderei). Darauf aufbauend analysiert der Vf. mittels zweier „Momentaufnahmen“ (1520 und 1700, von ihm als „Wissensräume“ bezeichnet) die Entwicklung des Buchbestands in Hinsicht auf die enthaltenen Texte. Auch wenn sich der Vf. der durch die Quellenlage zum Teil sehr begrenzten Auswertungsmöglichkeiten bewusst ist und, was die Hss. betrifft, wohl aus arbeitsökonomischen Gründen gewisse Kompromisse eingegangen ist (so sind viele Datierungen meist nicht genauer als ein Jahrhundert; auf die Aufnahme der Wasserzeichen wie auch auf Lagenformeln wurde verzichtet etc.), wird hier wichtige Grundlagenarbeit geleistet, die eine vollständige Tiefenerschließung der Hohenbuscher Bestände sehr erleichtern und mit nunmehr überschaubarem Aufwand ermöglichen würde – es bleibt aus mediävistischer Sicht zu hoffen, dass eine solche in näherer Zukunft, vielleicht vom Vf. selbst, in Erwägung gezogen wird.
M. W.
(Rezensiert von: Martin Wagendorfer)