Caterina da Siena, Epistolario. Catalogo dei manoscritti e delle stampe, a cura di Marco Cursi / Antonella Dejure / Giovanna Frosini (Fonti per la storia dell’Italia medievale. Antiquitates 54) Roma 2021, Istituto Storico Italiano per il Medio Evo, XXII u. 296 S., Abb., Diagramme, ISBN 978-88-31445-13-9, EUR 40. – Im Vorgriff auf und gleichsam als Basis für die vom Istituto Storico Italiano per il Medio Evo geplante Neuedition des Briefcorpus der heiligen Katharina legen die Hg. diesen „Censimento“ vor: ein Verzeichnis jener Textzeugen der Briefe, auf denen die künftige Edition beruhen wird und die jeweils kodikologisch und inhaltlich ausführlich beschrieben werden. Es handelt sich (zusammengefasst unter dem Titel „Tradizione diretta“) um die acht im Original erhaltenen Briefe der Heiligen, 58 abschriftliche Überlieferungen (vorwiegend aus italienischen Bibliotheken, darunter aber auch der wichtige Cod. 3514 der ÖNB in Wien) sowie die zwei ebenfalls für die Textkonstitution relevanten Inkunabeln aus den Jahren 1492 (Bologna) und 1500 (Venedig). Der Abschnitt „Tradizione indiretta“ enthält eine Liste der für die Edition ebenfalls relevanten Hss. mit lateinischen Übersetzungen der Briefe (fünf Nummern) sowie mit Überlieferungen in Epitome-Form (zwei Nummern) und deren Beschreibungen. Hinzu kommt eine Reihe von sehr informativen Einleitungstexten: Sara Bischetti, Le lettere originali: uno sguardo d’insieme (S. 51–64), stellt zunächst Überlegungen zur Frage der Authentizität der Originalbriefe an und erläutert diese paläographisch, Marco Cursi, Dal tempo delle lettere al tempo dei libri: alcune considerazioni sulla tradizione manoscritta dell’epistolario di Caterina da Siena (S. 1–29), geht seinen überlieferungsgeschichtlichen Überblick vor allem aus kodikologischer Perspektive (Layout der Hss. etc.) an und diskutiert anschließend exemplarisch einzelne Textzeugen und damit verbundene Detailprobleme (Händescheidungen, Verwendung bestimmter Schriftarten etc.), und Giovanna Frosini, Geografia linguistica e storia delle lettere di Caterina (S. 31–46), zeigt in sehr anschaulicher Weise, dass der linguistische Befund der einzelnen Textzeugen nicht immer mit deren Entstehungsort übereinstimmen muss und sich auf diese Art und Weise auch Widersprüche zwischen linguistischen und paläographischen Untersuchungsergebnissen auflösen lassen. Eine gute Grundlage für die hoffentlich bald erscheinende Edition ist damit zweifellos gelegt.
M. W.
(Rezensiert von: Martin Wagendorfer)