Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht. Von Karl dem Großen bis Friedrich Barbarossa, hg. von der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz / Bernd Schneidmüller, Darmstadt 2020, wbg Theiss, 559 S., Abb., Diagramme, Karten, ISBN 978-3-8062-4174-7, EUR 48. – Der Katalog erschien anlässlich der gleichnamigen Landesausstellung, die vom 9.9.2020 bis 13.6.2021 im Landesmuseum Mainz stattfand und in eine kostenfreie digitale Version überführt wurde (www.kaiser2020online.de). Wie der Hg. einleitend ausführt (S. 23–37), wird die Geschichte des Reichs vom Früh- bis ins Spät-MA als eine von Kaisern und ihren „Säulen“ – den Bischöfen, Fürsten, Bürgern und Städten, zu denen auch die jüdischen Gemeinden zählten – im Kontext von „konsensualer Herrschaft“, Verantwortungsgemeinschaften und Wirkverbünden, von Verflechtungen und politischen Aushandlungsprozessen präsentiert, mit dem Zentralraum der Ober- und Mittelrheinregion. Grundsätzlich gliedert sich der 45 Beiträge umfassende Band in einen Prolog über den Thron als Herrschaftssymbol, vier Sektionen, die von den Karolingern bis zu den Staufern reichen, und einen Epilog zu den Kurfürsten; diese werden jeweils von einem thematisch einführenden „Zeitenblick“ eingeleitet und mit dem entsprechenden Katalog der facettenreichen und mit Begleittexten versehenen Ausstellungsstücke abgeschlossen. Die einzelnen Abschnitte enthalten zahlreiche Essays zur politischen Geschichte, zur Landes- und Kunstgeschichte sowie zur Archäologie, aber auch zu literaturwissenschaftlichen, wissenschaftsgeschichtlichen und methodischen Fragestellungen. Neben diesen (längeren) Essays finden sich kürzere Artikel, die die Gemahlinnen der relevanten Herrscher oder auf die Stadt Mainz bezogene archäologische oder kunsthistorische Aspekte thematisieren. Hervorzuheben ist einmal der Beitrag von Thomas Meier (S. 83–87), der die heute vorherrschende Deutung des Modells der „Grundherrschaft“ als eines „konsensualen Feudalismus“ kritisch betrachtet und den Ausbeutungscharakter, die Relevanz des Lokalen, aber auch die praktische Umsetzung dieser Herrschaftsform unterstreicht. Weiterhin veranschaulicht Julia Burkhardt (S. 277–281) den Wandel der Argumentationsformen hin zur Dialektik der „Scholastik“ im Kontext zeitgenössischer Vorstellungen der Gesellschaftsordnung und der Nutzung systematisch gesammelter Wissensbestände in den konfliktgeladenen Jahren zwischen 1000 und 1150; und Christoph Cluse / Florence Fischer / Ellen Schumacher (S. 365–370) betonen die Bedeutung der jüdischen Gemeinden in Speyer, Worms und Mainz (SchUM) für die Entwicklung dieser Städte zu urbanen Zentren zur Salier- und Stauferzeit anhand der Baukunst und Begräbniskultur des aschkenasischen Judentums. Abgerundet wird dieser vielseitige, stark bebilderte und auf ein breites Publikum ausgerichtete Katalog durch einen Anhang, der u. a. verschiedene Genealogien aufführt.
Philipp Merkel
(Rezensiert von: Philipp Merkel)