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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 79,1 (2023) *.

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Las Siete Partidas del Rey Sabio. Una aproximación desde la filología digital y material, José Manuel Fradejas Rueda / Enrique Jerez Cabrero / Ricardo Pichel (eds.) (Medievalia Hispanica 34) Madrid 2021, Iberoamericana, 305 S., Abb., ISBN 978-84-9192-207-0, EUR 24. – Gegenstand des Sammelbandes sind die unter Alfons X. (1252–1284) verfassten Siete Partidas, die zu den bedeutendsten Rechtstexten des MA zählen. Ihre Rezeption und ihr Einfluss lässt sich bis in die frühe Neuzeit und bis nach Lateinamerika verfolgen. Alles, was dieses Werk betrifft, war lange umstritten: die Anzahl der Redaktionen, die Anzahl der bereits unter Alfons X. fertiggestellten Abschnitte, die Frage, ob und wann die Siete Partidas promulgiert wurden, ihr Verhältnis zu anderen auf der Iberischen Halbinsel entstandenen Rechtstexten. Bis heute liegt keine vollständige kritische Edition vor. Dieses wirklich dringende Desiderat zu beheben, ist das Ziel des Projekts „7PartidasDigital“ unter Leitung von F. R. Von Projektbeginn an war klar, dass aufgrund der zahlreichen Textzeugen eine Lachmann’sche, analoge Edition nicht in Frage kommt. Angestrebt wird stattdessen eine digitale Edition, die alle Textzeugen berücksichtigt. Der Band dokumentiert eine Zwischenetappe; er dient der Kontextualisierung erster Ergebnisse des Projekts. In der Einleitung (S. 9–16) skizziert F. R. den derzeitigen Stand der Forschung sowie den Aufbau des Bandes, der sich in sieben Abschnitte gliedert: Im ersten Kapitel, das der kastilischen Tradition der monumentalen Rechtssumme gilt, stellt F. R. (S. 20–35) alle 100 heute bekannten Textzeugen vor. Die zweite Sektion widmet sich eben dieser Texttradition. Diskutiert werden die bereits unter Alfons X. entstandenen Redaktionen, die Verbindung zum ebenfalls unter Ägide des weisen Herrschers verfassten Setenario sowie zu toledanischen Hss. Der dritte Abschnitt diskutiert die katalanischen, portugiesischen und galizischen Zeugnisse der Siete Partidas. Wichtig ist auch die vierte Sektion, die Vergemeinschaftungen der Rechtssumme thematisiert und Transkriptionen insbesondere der mit dem Werk gemeinschaftlich überlieferten religiösen Texte bietet. Auch die lateinamerikanischen Frühdrucke werden hier diskutiert. Ein fünfter, ebenfalls höchst aufschlussreicher Abschnitt gilt den Illuminationen: Gezeigt werden kann, dass sich (anders als bei anderen juristischen Werken) keine gemeinsame Darstellungstradition herausgebildet hat. Kulturgeschichtlich interessant zeigen die Beiträge der sechsten Sektion, auf welche Weise Juan Manuel von den Siete Partidas beeinflusst war; eine Detailstudie gilt dem Einfluss der alfonsinischen Rechtssumme auf die Praxis von Testamenten bis ins Spät-MA. Ein siebter Abschnitt, der die Rezeption der Siete Partidas während des Humanismus diskutiert, rundet den Band ab. Die Hg. haben ein wichtiges Kompendium zu den Siete Partidas vorgelegt. Niemand, der sich für die große Rechtssumme Alfons’ X. im Besonderen sowie für die Geschichte der Iberischen Halbinsel im MA und ihre Rechtskultur oder für Fragen des digitalen Edierens im Allgemeinen interessiert, wird künftig an diesem Band vorbeikommen, dessen Lektüre sehr empfohlen sei.

Barbara Schlieben

(Rezensiert von: Barbara Schlieben)