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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 79,1 (2023) *.

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Vita et Miracula Rosae de Viterbio, a cura di Attilio Bartoli Langeli / Eleonora Rava / Filippo Sedda (CC Cont. Med. 306) Turnhout 2020, Brepols, LXXI u. 148 S., Abb., ISBN 978-2-503-58998-5. EUR 150. – Rosa von Viterbo, eine Franziskanertertiarin, die 1251/52 jung verstarb, wurde über 200 Jahre nach ihrem Tod einem (zweiten) Kanonisationsprozess unterzogen, der wiederum nicht zu einer päpstlichen Heiligsprechung führte. Im Zusammenhang mit diesem Verfahren wurden ihre Vita und Wunder aufgezeichnet. Diese Texte werden in dem Band kritisch ediert. Ein erster Abschnitt führt in die überlieferten Quellen ein, die größtenteils 1457 im Zuge der damaligen Untersuchung über Rosa entstanden. Daran waren drei Notare beteiligt, von ihnen hinterließen zwei, Bartolomeo und Polidorio, jeweils Textzeugen, die erhalten sind. Es handelt sich um Hss. in Viterbo (Archivio del monastero di Santa Rosa, fondo antico, Ms. 172, Ms. 152), Paris (Bibl. nat., nouv. acq. lat. 890) und Parma (Bibl. Palatina, Ms. Parm. 71). Auch der älteste Text zu Rosa, der noch dem 13. Jh. entstammt, wurde in die späteren Aufzeichnungen integriert. Er ist überdies in einem älteren Rotulus eigenständig, aber fragmentarisch überliefert (Viterbo, Archivio del monastero di Santa Rosa, Diplomatico n. n.). Der zweite Abschnitt der Vorbemerkung schildert die Textprobleme der so überlieferten Vita und Mirakel. Die beiden Notare hinterließen Fassungen, die redaktionell und inhaltlich etwas voneinander abweichen und wohl unterschiedliche Bearbeitungsstände des Materials spiegeln. Eine Reihe von Tabellen und einander gegenübergestellten Zitaten verdeutlicht die Befunde. Ein Stemma scheint angesichts dieser Textgenese nicht erstellbar (S. LIX). Problematisch ist überdies die unterschiedliche Anordnung gleichlautender Kapitel in den überlieferten Fassungen der Vita. Hieraus ergeben sich erhebliche Abweichungen zu den älteren Editionen (zuletzt 2019), die gleichfalls tabellarisch dargestellt und so gut nachvollziehbar werden. Die knappe Vita erweist sich durch die zitatengesättigte Einleitung als Werk eines gelehrten Autors, der das wenige Bekannte aus Rosas Leben in teils parallelen Episoden referiert. Demnach bewegte eine Marienvision Rosa, sich tonsurieren zu lassen, und ihr Kampf gegen Häretiker, gemeint sind die Anhänger Kaiser Friedrichs II., führte zur Verbannung Rosas und ihrer Familie durch den ghibellinischen Podestà aus Viterbo, wobei ihre Wundertätigkeit, für die einige Beispiele in der Vita genannt werden, schon auf der Flucht einsetzte. Hierzu zählen eine tagesgenaue Vorhersage über den Tod Friedrichs II., des imperator hereticus (§ 12, auch § 7), oder passend zum Namen ein Rosenwunder, das sich bei der vom Vater verbotenen Armenspeisung ereignete (§ 10). Weitere Wunder wurden aufgeteilt in zwei Gruppen, Miracula antiqua und moderna, erfasst, letztere sind zahlreicher und werden auch detaillierter geschildert. Sie stammen aus den Jahrzehnten vor 1457, wobei sich Vorstufen in notariellen Aufzeichnungen feststellen lassen. Bei diesen postmortalen Mirakeln handelt es sich meist um Heilungswunder von Viterbesen, die nach Krankheiten geordnet sind und in der vorliegenden Edition im Ansatz ausgewertet werden. So wurde der spätere Papst Calixt III. 1446 durch Rosas Fürsprache vom Fieber kuriert (§ 142), was der Wiedereinleitung des Prozesses durch ihn förderlich gewesen sein dürfte. Oft ist auch von beteiligten Deutschen die Rede, etwa zwei unterschiedliche Händler mit Sitz in Venedig, ein durchreisender Ritter, eine Dame oder ein Lepröser aus Sachsen, überdies ein frustrierter Kleriker von jenseits der Alpen, der auf dem Rückweg von seiner ihm an der Kurie versagten Bestätigung als Erzbischof nach Viterbo kam und dessen Wunsch sich mit Rosas Hilfe doch noch erfüllte (§ 17, 20, 29, 33, 100, 142, 199). Ebenso ist von Graböffnungen und dem Umgang mit Rosas Leichnam zu erfahren (§ 94f.), hierbei ist auch von goldenen und silbernen Rosen als Votivgaben die Rede. Das letzte Wunder betrifft den Notar Bartolomeo selbst, der nach Niederschrift des Texts auf seine vorher benötigte Brille verzichten konnte. Wie viele andere Mirakelsammlungen besitzen auch die hier edierten Wunder einen Wert als Quelle, der weit über hagiographische Interessen hinausgeht. Der Band besitzt mehrere Register, sie führen Ortsnamen sowie patristische und biblische Zitate auf, außerdem illustrieren mehrere Abbildungen (in Schwarzweiß) den Überlieferungsbefund. Ein am Ende nachgeschobenes Personenregister erfasst leider nicht alle Nennungen im Text (unter A fehlen etwa Agnes Herrigi de Alamania Alta oder der Spanier Alfons, Sekretär des Kardinals Jacobus Isolani). Insgesamt liegt mit dieser Ausgabe ein gut lesbarer und lesenswerter Text vor, der die Beschäftigung mit Rosa und ihrer Verehrung beflügeln sollte. Sehr zu hoffen ist überdies, dass die bisher unedierten Teile des Kanonisationsprozesses einmal im Druck erscheinen werden.

Otfried Krafft

(Rezensiert von: Otfried Krafft)