Piotr Pranke / Miloš Zečević, Medieval Trade in Central Europe, Scandinavia, and the Balkans (10th–12th Centuries). A Comparative Study (East Central and Eastern Europe in the Middle Ages, 450–1450, 64) Leiden 2020, Brill, 264 S., Abb., Karten, Diagramme, ISBN 978-90-04-38033-2, EUR 120. – Der Band stellt aus verschiedenen Editionen reiches Quellenmaterial über den Handel im Früh- und Hoch-MA insbesondere aus dem postkarolingischen Reich zusammen. In den Kapiteln 2–4 eröffnen die Vf. so ein facettenreiches Panorama des Handels in der Zeit vor der sogenannten Kommerziellen Revolution, das allerdings von keiner übergeordneten Fragestellung erschlossen und geordnet wird. Kapitel 2 skizziert auf Grundlage von MGH-Editionen die Grundzüge des Handels im Reich im 10.–12. Jh.: Der Handel wurde großenteils von mobilen Kaufleuten geprägt, wobei die Herrscher schon versuchten, sie über Privilegien stärker an bestimmte Orte zu binden. Anschließend werden Ideen zu gerechtem Handel diskutiert und das Zollsystem geschildert. Kapitel 3 nimmt entgegen dem Titel keine vergleichende Analyse von Handelsbeziehungen in Skandinavien und auf dem Balkan vor, sondern stellt vier Quellenstudien nebeneinander. Zunächst wird die skandinavische Expansion des 9.–12. Jh. aus Sicht skandinavischer Quellen geschildert, insbesondere von Sagas und Runensteinen, wobei allerdings die quellenkritische Reflexion über die Aussageabsicht gerade der Sagas etwas zu kurz kommt. Dann werden arabische Quellen zur skandinavischen Expansion dargeboten, danach wird der Handel auf dem Balkan geschildert und zuletzt die ökonomische Rolle der abhängigen Bevölkerung auf dem Balkan, allerdings für das 12./13. Jh. Kapitel 4 arbeitet aus den schon genannten Quellen heraus, welche Güter zwischen Europa und der muslimischen und byzantinischen Welt im Früh- und Hoch-MA gehandelt wurden. Hier präsentiert einmal eine übersichtliche Tabelle die Belegstellen so, dass man sie für weitere Studien gut finden kann. Der Anhang liefert ebenfalls eine hilfreiche tabellarische Übersicht über Zölle, Münz- und Marktprivilegien in Europa sowie über Handelsprivilegien auf dem Balkan. Der Band bereitet damit Quellen aus einer Zeit (10.–12. Jh.) und mit Fokus auf Regionen (Skandinavien, Balkanraum) auf, die bisher kaum von der Wirtschaftsgeschichte berücksichtigt wurden. Leider werden die reichen Quellenbelege aber ohne eine analyseleitende Fragestellung hintereinander gestellt und ihre Aussagekraft kaum gewichtet; geographischer und zeitlicher Fokus wechseln ohne Übergänge von Kapitel zu Kapitel. Die Einleitung erklärt mit der Weltsystemtheorie und der Zentralorttheorie zwei interessante theoretische Konzepte anschaulich mit Hilfe zahlreicher Graphiken, der konkrete Bezug zur historischen Studie der folgenden Kapitel bleibt aber unklar. Die Gesamtschau der edierten Quellen bestätigt das bisherige Bild vom Handel in Europa und fügt kaum neue Aspekte hinzu. Es bleibt zu hoffen, dass die Präsentation der Quellen weitere Studien anregen wird, die konkretere Ergebnisse hervorbringen.
Ulla Kypta
(Rezensiert von: Ulla Kypta)