Alexandru Simon, In the World of Vlad. The Lives and Times of a Warlord (Forum Rumänien 43) Berlin 2021, Frank & Timme, 324 S., ISBN 978-3-7329-0799-1, EUR 59,80. – Der durch eine biographische Skizze zu dem walachischen Woiwoden Vlad III. Țepeș Drăculea eingeleitete Band des Historikers von der Univ. Cluj-Napoca versammelt elf weitgehend chronologisch in drei Kapiteln (Lands and Lords of Illusions – Propaganda and Matrimony – Forgotten Records) angeordnete und zwischen 2009 und 2021 an z. T. für westliche Forscher etwas entlegener Stelle erschienene Aufsätze, die sich mit der Geschichte der Walachei und der Moldau im Spät-MA beschäftigen, archivalisches Material, u. a. aus Dubrovnik, Budapest und dem „Geheimtipp“ Mantua, auswerten und mit strukturell-ereignisgeschichtlichem Schwerpunkt einiges Licht in die komplizierten Machtgeflechte werfen, die den Untersuchungsraum prägten. – The Triangle of the Year Thousand and the Three Seas in the East (S. 27–46) charakterisiert in weitem Überblick das Untersuchungsgebiet als (bei wechselnden Hauptmächten) besonders religiöse „high pressure area“. – Sigismund of Luxemburg and the Wallachian Princely „Stars“ of the Fifteenth Century (S. 47–73) beschäftigt sich mit dem Aufstieg der Hunyadi und deren Verhältnis zu den miteinander vernetzten und die Machträume in der Moldau und der Walachei bestimmenden Familien. – Das Geflecht der militärischen Auseinandersetzungen zwischen christlichen Mächten und dem osmanischen Reich von der Belagerung Belgrads 1456 an bis zur Eroberung der letzten christlichen Häfen am Schwarzen Meer 1484 fasst – vornehmlich mit Blick auf Venedig und Genua – der folgende Beitrag zusammen, Lasting Falls and Wishful Recoveries (S. 75–95). – In the Aftermath of an Apotheosis (S. 99–114) beleuchtet Rolle, Stellung und fama der Hunyadi (Johann und Ladislaus) um das Schlüsseljahr 1456 herum. – Die Heiratspolitik des Ungarnkönigs und im Besonderen die in ihrer Bedeutung nicht zu überschätzenden verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen dem unter diplomatisch-administrativen Defiziten leidenden Vlad III. und Matthias Corvinus beleuchtet die Miszelle The Hungarian Ladies of Dracula (S. 115–131). – The Pope, the Hunyadis and the Wallachians (S. 133–188) kreist um den sogenannten Verratsbrief Vlads III. (1462), die Ungarnpolitik von Papst Pius II. und die literarische Ausgestaltung des „Ostens“ in dessen Commentarii. – Die militärischen Auseinandersetzungen mit der Hohen Pforte in den 1470er-Jahren unter besonderer Berücksichtigung des Frontverlaufs in der Walachei und im Spiegel u. a. der Quellen der Republik Ragusa thematisiert ein zusammen mit Ioan-Aurel Pop verfasster Beitrag, Ragusa and Draculia’s Final Journey to Wallachia (S. 191–216). – Daran schließen sich zwei Studien zu den Kämpfen des Woiwoden Stefan III. (des Großen) von der Moldau um das Jahr 1476, zu den schwer zu rekonstruierenden Todesumständen Vlads III. und der „image battle“ um sein schon von Zeitgenossen glorifiziertes oder diabolisiertes Andenken an, Crusading in the Time of the Plague (S. 217–239); Mehmed II’s Return to Moldovia in 1476 and the Death of the King of Dacia (S. 241–255). – Den Abschluss des mit einer Auswahlbibliographie und einem Register versehenen Bands bilden eine Untersuchung zur posthumen Dracularezeption, v. a. bezüglich der Geringschätzung der Walachei durch die Humanisten und in der Darstellung Vlads im Geschichtswerk des Nikolaus von Modruš, Voivode Dracula between Matthias Corvinus’ Dacia and Nicholas of Modruš’ Gothia (S. 257–272), sowie kurze Bemerkungen zum chronikalischen Nachleben des ambivalenten und deshalb für unterschiedliche „Ausschreibungen“ – in S.s Begrifflichkeit: „Vlad’s lives“ – offenen „warlord“ Vlad im ausgehenden 15. Jh., Exercito di Bayseto in Valachia, roto da Uracula Wayvoda (S. 273–279).
Christof Paulus
(Rezensiert von: Christof Paulus)