Jacopo Rubini, Viterbo 1243. L’aquila e il leone. L’assedio federiciano nella cronaca del Cardinal Capocci. Introduzione storica a cura di Angelo Sapio (Progetto memoria 25) Viterbo 2021, Edizioni Sette città, 210 S., 1 Abb., ISBN 978-88-7853-903-7, EUR 15. – Das Buch bietet Edition und italienische Übersetzung eines in der Hs. Bibl. Apostolica Vaticana, Pal. lat. 953, überlieferten anonymen Texts mit der Beschreibung der Belagerung der Stadt Viterbo durch die Truppen Kaiser Friedrichs II. im Oktober und November 1243. Die Belagerung war eine Reaktion auf die Rebellion eines Teils der Bevölkerung von Viterbo gegen den kaiserlichen Legaten und Podestà, Simone aus Chieti, und endete mit der unerwarteten Niederlage des Kaisers, so dass hier eine Verherrlichung der Guelfen und papsttreuen Mächte stattfinden kann. Es handelt sich nicht um die erste Druckausgabe des Texts, da schon eine italienische Edition aus dem Jahr 1850 und die kritische Ausgabe in Eduard Winkelmann Acta Imperii (I, S. 546–554) vorliegen. R. unterteilt das Werk in 14 Kapitel und stattet es mit einem ausführlichen Kommentar und einer Reihe von Begleittexten aus. Voraus geht eine spezifisch „literarische Einleitung“ (S. 9–46), in der R. durch eine eingehende Stiluntersuchung zu dem Schluss kommt, dass der Autor des Werks nicht ein Familiare des Kardinals (von S. Maria in Cosmedin) Raniero Capocci – eines der Hauptgegner Friedrichs II. und Haupt des päpstlichen Kriegsheers in Viterbo – war, wie man bisher meinte, sondern der Kardinal selbst. Es folgt eine knappe historische Einleitung von S. (S. 47–59), der den Gesamtkontext des Konflikts zwischen Papsttum und Kaisertum darstellt. Die Edition (S. 61–131) des lateinischen Texts wird von einer italienischen Übersetzung begleitet. Was man sofort bemerkt, ist, dass keinerlei diplomatisch-paläographische Studien durchgeführt wurden; es gibt praktisch keine Auskünfte zur Form der Originalhs. und zu ihrer Schrift (es wird nur mitgeteilt, dass es sich um ein Werk des 13. Jh. handelt). Die Fußnoten sind nicht textkritisch, sondern ausschließlich stilistisch und historisch, wenn auch sehr ausführlich (die Anmerkungen zur italienischen Übersetzung nehmen mehr Platz ein als der Text selbst). Der Text ist eine bezaubernde kleine Chronik, vielleicht ursprünglich Teil eines größeren Werks (wie der Editor auf S. 11 bemerkt, deutet der unvermittelte Anfang In illis autem diebus darauf hin, dass schon etwas vorausging), ähnlich anderen Werken von Kirchenmännern des 13. Jh. wie Heinrich von Lettland oder Oliver von Paderborn, die reich an Bibelzitaten, oft ironisch, aber auch bemerkenswert detailliert sind. Der Kampf um Viterbo war eigentlich eine doppelte Belagerung, da die Kaisertreuen sich in die Burg San Lorenzo geflüchtet hatten und nicht von den Truppen Friedrichs II. befreit werden konnten, die zuerst die Stadt hätten erobern müssen, was dem Kaiser aber nicht gelang. Es gab zwei Schlachten, eine unentschiedene zu Beginn der Belagerung, die zweite an deren Ende, am 10. November, die mit der demütigenden Niederlage Friedrichs II. endete. Drei Passagen der Chronik sind besonders bemerkenswert: eine lange Beschreibung der Rolle der Katharer als Anhänger des Kaisers (S. 86–93), sehr detaillierte Ausführungen zu Belagerungstürmen und -maschinen (S. 100–105) und zuletzt eine bewegende Erzählung über den Mut der Frauen von Viterbo (S. 122–125). Der Band ist jedoch mit der Edition noch nicht zu Ende. Er enthält auch einen langen Anhang mit ausgewählten Urkunden zur Belagerung, vorwiegend aus der Briefsammlung des Petrus de Vinea (S. 137–176), einen Beitrag von Federico Filiè (S. 179–193) über Friedrich II. und die ersten Münzen von Viterbo und einen von Angelo Sapio (S. 195–210) zur Geschichte der heiligen Rosa, der Schutzheiligen von Viterbo, die ohne historische Anhaltspunkte in der Tradition oft mit der Belagerung von 1243 in Verbindung gebracht wurde. Diese neue Edition des Werks ist zu begrüßen, auch wenn es passender gewesen wäre, sie in einer spezifisch ma. Quellen gewidmeten Reihe zu veröffentlichen und mit einer textkritisch-paläographischen Einleitung zu versehen; in der vorliegenden Form sieht alles ein wenig zu „lokalgeschichtlich“ aus. Die Chronik selbst jedoch ist ein bemerkenswertes Werk und der Kommentar des Hg. durchaus hilfreich.
Kristjan Toomaspoeg
(Rezensiert von: Kristjan Toomaspoeg)